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Der Kapitän
ist gesetzt

Ballacks Verwirrspiel

München (WB/fwk). Der Bundestrainer hat das clever gemacht. Nach dem 1:0 nahm Jürgen Klinsmann sofort Michael Ballack in den Arm. Das ging nur, weil der Kapitän sich den ganzen Abend über in der Nähe aufhielt. Er spielte ja nicht mit.

Klinsmann war bei seiner Entscheidung geblieben, auf den Mannschaftsführer zu verzichten, obwohl der sich auf den letzten Drücker fit und einsatzbereit gemeldet hatte. Ein auf einmal recht plötzlicher Genesungsprozess nach der Wadenverhärtung, von dem Ballack auch nicht den Bundestrainer, sondern spätabends die Bild-Zeitung unterrichtete.
Es könnte sich durchaus um eine gezielte Info in eigener Sache gehandelt haben. Geholfen hat es nichts. Klinsmann ließ Ballack offiziell auf die Verletztenliste setzen, damit war schon formell jeder Einsatz gegen Costa Rica unmöglich geworden.
Aneinander geraten sind die beiden darüber durchaus. Einen Machtkampf, den nun manche wittern, soll und darf es jedoch nicht geben. Auch deswegen jubelte Klinsmann demonstrativ mit Ballack. »Wir wollten nicht riskieren, ihn länger zu verlieren«, begründete er die verordnete Pause seines Mittelfeldstrategen und überstimmte somit den Spieler, der sich überraschend wieder für gesund erklärt hatte.
Die DFB-Ärzte sahen das anders. Sie fürchteten, dass ein Einsatz zu gewagt gewesen wäre. »Ich war enttäuscht, weil ich Fußballer bin und unbedingt spielen wollte. Jürgen und ich waren verschiedener Meinung«, räumte Ballack Zoff ein. Damit soll die Waden-Ballade nun aber endlich abgesungen sein. Ballack wirkt gegen Polen am Mittwoch wieder mit. Klinsmann: »Michael bleibt bei uns gesetzt.«

Artikel vom 10.06.2006