10.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 


Auch Lefers ist sich bewusst, dass in Zeiten knapper Kassen der subventionierte Konzertbetrieb mehr denn je des Publikumszuspruchs bedarf. Gleichwohl ist Legitimierung allein kein Grund, den allgemein rückläufigen Publikumszahlen mit Besorgnis zu begegnen und dem entgegenzusteuern. Schließlich ist die Unmittelbarkeit des Live-Erlebnisses im Konzert durch nichts zu ersetzen.
Um die Bielefelder Philharmoniker noch stärker im Bewusstsein der Stadt zu verankern, setzt Frank Lefers verstärkt auf die Außendarstellung. »Die Homepage bedarf dringend einer Überarbeitung. Viele Menschen holen sich über dieses moderne Kommunikationsmedium aktuelle Informationen. Der Internetauftritt muss daher stets auf dem neuesten Stand sein«, meint der neue Orchestergeschäftsführer, der hofft, auf diesem Wege auch ein jüngeres Publikum erreichen zu können.
Im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit setzt Lefers auf die etablierten Angebote der Musik- und Theaterpädagogik. Die Konzertreihe »Musik voll fett« vermittelt kindgerechte und unterhaltsame Einblicke in die Welt der Oper und des Konzertwesens, ohne vordergründig belehren zu wollen. Orchestermitglieder übernehmen Schulpatenschaften und besuchen über ein Schuljahr verteilt regelmäßig eine Klasse. Dabei entstehen über das Fachliche hinaus auch menschliche Bindungen und Beziehungen. Nicht zuletzt das an Schulklassen gerichtete Angebot »Ins Orchester getaucht«, bei dem die Schüler eine Orchesterprobe hautnah erleben können, erfreut sich laut Lefers großer Beliebtheit und soll letztendlich auch dazu beitragen, Berührungsängste abzubauen.
Eine große Chance sieht der Kulturmanager darin, Kooperationen mit anderen Institutionen der Stadt anzustreben. »Das Theater sollte sich öffnen«, lautet die Strategie, auf die der Neue künftig verstärkt setzen möchte. Gute Erfahrungen damit hat er am Theater Pforzheim, seiner letzten Wirkungsstätte, gesammelt. Laut Lefers konnte die Auslastung innerhalb von zwei Jahren von 67 auf 82 Prozent erhöht werden. Zu den damaligen Aktivitäten, die das Theater in die Stadt trugen, gehörte beispielsweise ein Marathonlauf mit der kostümierten Theaterbelegschaft, um nur ein Beispiel zu nennen.
Und mit speziellen Serviceangeboten, über die nach eingängiger Analyse noch nachzudenken sein wird, möchte Frank Lefers auch die Altersgruppe der 25 bis 50-Jährigen, einer allgemein nur schwach vertretenen Besucherschicht, stärker ansprechen.
Zu den Aufgaben des neuen Geschäftsführers gehört es unter anderem, Musiker zu engagieren, wenn Aushilfen im Orchester benötigt werden -Ɗbeispielsweise bei großen romantischen Werken, die eine über die Stärke des Bielefelder Orchesters hinausgehende Besetzung erfordern. Diesbezüglich verfügt Lefers über weitreichende Kontakte. Schließlich war er selbst jahrelang als Hornist tätig, ehe gesundheitliche Probleme ein berufliches Umsatteln erforderten.
Unter anderem war Lefers nach dem Horn-Studium an der Essener Folkwangschule in Köln und Wuppertal engagiert. Er war zudem Solohornist in Trier und Hagen sowie fünf Jahre lang Mitglied des Rundfunkblasorchesters Leipzig, einer Stadt, die er in den 90er Jahren schätzen und lieben lernte. Schließlich ließ er sich an der Fernuni in Hagen zum Kulturmanager ausbilden. Pforzheim war seine erste Stelle im neuen Beruf.
Bielefeld, das er durch seine Ehefrau Wiebke Haas-Lefers, einer ehemaligen Pressereferentin am Theater Bielefeld bereits kannte (sie ist heute in gleicher Funktion am Theater Pforzheim tätig), sei eine neue Herausforderung, unterstreicht Frank Lefers, der die erfolgreiche Arbeit seines Vorgängers weiterführen möchte, aber bereits anfängt, eigene Duftmarken zu setzen.

Artikel vom 10.06.2006