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Berliner
Luft
geschnuppert
von
Friedrich-Wilhelm
Kröger


Und über allem schimmert der Weltpokal. Die WM-Trophäe blinkt gülden von oben herab. Lichteffekte auf der Leinwand lassen sie begehrenswerter erscheinen. Fast wie etwas Verbotenes, das man nicht berühren darf. Am Ende bekommt den glitzernden Goldcup ja auch nur einer in echt zu fassen.
Dafür kann man im ICC den deutschen Nationalspielern nahe sein. Jeden Mittag kommen andere, um mal mehr, mal weniger motiviert über die Situation der Ball-Nation aufzuklären. Die sei gut bis sehr gut. Der Saal ist auf 600 Zuhörer ausgerichtet. Wenn noch mehr kommen, rückt das Stuhl-Geschwader an und dehnt die Sitzreihen bis in die Tiefe des Raumes aus, den schon Günter Netzer zu nutzen wusste.
Kamerakräne und Scheinwerfer grüßen bedrohlich aus der Höhe. Das ist ein großer Rahmen hier. Da besteht durchaus die Möglichkeit, sich verloren zu fühlen. Das Podium, von dem aus die Profis parlieren, könnte auch die komplette Mannschaft schlucken.
Im Rücken hängen Projektionsflächen. Falls sich der Deutsche Fußball-Bund dazu entscheiden sollte, demnächst »Ben Hur« oder »Gladiator« an die Wand zu werfen, wäre das auch kein Problem. Großes Kino eben. Neben der Bühne parken in silbergrau zwei Nobelkarossen des Verbandssponsors. Man wünscht es sich eine Nummer kleiner. Doch bei diesem Andrang geht das wohl nicht. Im ICC ist das enge Zusammenrücken nicht nötig. Intim mit den Stars wird es so aber nicht.

Artikel vom 12.06.2006