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Der Prinz der
Fettnäpfchen

Philip feiert seinen 85. Geburtstag

Von Thomas Burmeister
London (dpa). Wenn Prinz Philip zum Scherzen aufgelegt ist, macht er vor nichts und niemandem halt. »Der sieht ja aus wie ein Plum Pudding!«, lautete Philips Kommentar, als er seinen neugeborenen Sohn Prinz Charles zu Gesicht bekam.
Prinz Philip: Seine Kommentare sind gefürchtet.

Über Tom Jones sagte Philip, der Sänger würde wohl dauernd mit Kieselsteinen gurgeln. Für seine völlig unhöfische Lockerheit und seine oft beißende Ironie lieben die Briten den Ehemann ihrer ach so würdevollen und niemals unkorrekten Queen. An diesem Samstag wird er 85 Jahre alt und zur Freude der Nation listen die Medien nochmal etliche der Fettnäpfchen auf, in die der »Prinz des Fauxpas« im Laufe der Jahrzehnte nur allzu bereitwillig hineingetreten ist.
Philips Hang zum Fettnäpfchen war bereits kurz nach der Verlobung mit der damaligen Thronfolgerin Prinzessin Elizabeth aufgefallen. Als der Herzog sich 1947 bei einem Bahnarbeiter nach dessen Aufstiegschancen erkundigte, bekam er zu hören: »Ach, da müsste schon mein Boss sterben.« Die Antwort des Prinzen: »Genau wie bei mir.«
Natürlich kommt jetzt auch wieder die legendäre Warnung zur Sprache, die er 1986 bei einem Staatsbesuch in China dort studierenden Briten zuteil werden ließ: »Wenn ihr noch länger hier bleibt, bekommt ihr auch Schlitzaugen.«
Es war nicht die einzige Gelegenheit, bei der sich das Hofprotokoll die Haare raufte: Bundeskanzler Helmut Kohl nannte er »Reichskanzler« und Engländern, die Papua-Neuguinea durchwandert hatten, gratulierte der Prinz 1998 so: »Sie haben es geschafft, nicht gegessen zu werden.«
Politisch unkorrekt, aber um so vergnügter fragte er in Australien Ureinwohner: »Bewerft ihr euch immer noch gegenseitig mit Speeren?« Als er bei einer Werksbesichtigung in England einen wackeligen Sicherungskasten entdeckte, befand der Königin-Gemahl: »Den wird wohl ein Inder angebracht haben.« Die britische Psychologin Dorothy Rowe betont, dass Philip schon fast sechs Jahrzehnte ein Dasein im Schatten der Monarchin führt. »Wenn Menschen verletzende Bemerkungen machen«, analysiert Rowe, »dann versuchen sie oft, angestaute Aggressionen loszuwerden«. Kenner des Hofes sagen dagegen: »Elizabeth hat die Krone auf, aber er die Hosen an.«

Artikel vom 10.06.2006