12.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Von 0 auf 172 in nur einem Jahr

Qualifikant Benjamin Becker wandelt auf den Spuren von Alexander Waske


Von Stephan Arend
Halle (WB). B. Becker? Es gibt kaum ein Turnier, bei dem Benjamin Becker nicht auf seinen Namen angesprochen wird. Dabei ist der Rechtshänder weder verwandt mit Deutschlands berühmtesten Tennis-Spieler, noch gibt es andere Gemeinsamkeiten.
Im Gegenteil: Boris B. gewann mit 17 zum ersten Mal Wimbledon, im gleichen Alter hatte Benjamin B. das Interesse am Tennis völlig verloren, büffelte für sein Abitur und kickte in der Fußball-Mannschaft. Sieben Jahre später kämpft sich ein gereifter, gelassener Benjamin Becker durch die Qualifikation der Gerry Weber Open.
Sein Auftritt im Hauptfeld des ATP-Turniers kommt ihm vor wie ein Traum: »Ich bin noch nie gegen einen etablierten Top-100-Spieler angetreten. Es ist bestimmt total interessant für mich, was die drauf haben. Da kann ich viel lernen.«
Benjamin Becker wandelt schon eher auf den Spuren von Alexander Waske. Er studierte dank eines Stipendiums vier Jahre an der Universität von Texas Finanzen und internationale Wirtschaft, zählte zu den erfolgreichsten Collage-Spielern. Wer dort bestehen will, muss sich durchbeißen und manchmal früh aufstehen: Wenn die Uni um acht Uhr begann, hatten Becker und seine Teamkollegen oft schon zwei Stunden hartes Training hinter sich.
Benjamin Becker wird in den USA von Andy Roddicks Ex-Coach trainiert, der ihm den Sprung in die Top 100 schon bald zutraut. In weniger als einem Jahr ist der deutsche Spätstarter von Position 0 auf 172 gestürmt. Der Kopf spielt bei der Leistunsgdichte auf diesem Niveau eine große Rolle, ein Stück Gelassenheit bewirkt manchmal Wunder. Das weiß auch Becker: »Mir fehlt nur noch ein Semester. Ich werde ganz sicher noch meinen Uni-Abschluss nachholen und kann ohne Sorgen in Ruhe Tennis spielen.«

Artikel vom 12.06.2006