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Kein Problem:
Hislop hält alles

Die Torleute standen im Blickpunkt

Von Jens Brinkmeier
Dortmund (WB). Shaka Hislop war der (Tor-)Mann des ersten WM-Wochenendes: Der Torwart von Trinidad & Tobago trieb die Schweden zur Verzweiflung und rettete dem WM-Neuling das 0:0. Aber auch andere Schlussleute machten zum Auftakt von sich reden.
Magische Hände: Shaka Hislop ließ gegen Schweden keinen Ball durch.

Paraguays Keeper Justo Villar musste nicht nur das frühe und entscheidende Gegentor gegen die Engländer verdauen - nur fünf Minuten später verletzte sich der 28-Jährige bei einer Rettungsaktion außerhalb des Strafraums und musste ausgewechselt werden. Unter Tränen verließ er den Rasen der Frankfurter WM-Arena. Die diagnostizierte Wadenverletzung zwingt Villar zu etwa zwei Wochen Pause. Damit ist die WM für Villar wohl gelaufen. Die englischen Fans bewiesen ihr Mitleid und verabschiedeten den traurigen Hüter mit viel Beifall.
Jean-Jacques Tizié hatte einige Stunden später Applaus nicht unbedingt verdient: Der Torwart der Elfenbeinküste zeigte genau die Schwächen, die vom ihm erwartet wurden. Der 33-Jährige hatte einige Probleme in der Strafraumbeherrschung, in einer Szene aber auch auf der Linie: Der Schlussmann, der als einziger Spieler im 23er-Kader der Ivorer auf dem afrikanischen Kontinent spielt (bei L'Esperance Tunis), konnte einen Kopfball von Argentiniens Roberto Ayala nicht festhalten und holte die Kugel erst im Nachfassen hinter der Linie hervor. Zum Glück für sein Team gab das Schiedsrichtergespann aus Belgien kein Tor.
Solche Fehler leistete sich Shaka Hislop nicht, im Gegenteil: Der 37-Jährige wuchs in seinem ersten WM-Spiel über sich hinaus und zeigte mehrere großartige Paraden. Und das, obwohl der Schlussmann von West Ham United gar nicht spielen sollte. Er war nur die Nummer 2, doch Stammkeeper Kelvin Jack vom schottischen Klub FC Dundee verletzte sich beim Aufwärmen an der Wade und musste passen: Eine überwunden geglaubte Verletzung war wieder aufgebrochen. Mit einem Handtuch über dem gesenkten Haupt verfolgte Jack (30) die Partie und sah, wie sein Ersatzmann über sich hinaus wuchs.
Dabei hatte Hislop nur wenige Minuten Zeit gehabt, um sich auf die Partie vorzubereiten. »Ich habe Shaka Hislop kurz vor dem Anpfiff gesagt, dass er jetzt spielt. Er hat nur geantwortet: ÝKein ProblemÜ. Hislop hat einen tollen Job gemacht«, lobte Trainer Leo Beenhakker den Routinier.
»Ehrlich gesagt, hatte ich das Gefühl, mit 37 Jahren zu alt zu sein, um diese Chance noch zu erhalten«, meinte Hislop. Beim englischen Premier-League-Klub West Ham United stand er in der abgelaufenen Saison vor einer ähnlichen Situation. Ursprünglich nur als Ersatzmann verpflichtet, rückte er nach einer Verletzung von Stammkeeper Roy Carroll ins Rampenlicht. Wie am Samstag . . .

Artikel vom 12.06.2006