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»Kinder muss man erziehen«

Portugal-Trainer Scolari betet jeden Tag in der Abteikirche in Marienfeld

Von Wolfgang Wotke
Marienfeld (WB). Trainer Luiz Felipe Scolari steht vor seiner ersten Bewährungsprobe und unter großem Erwartungsdruck. Mit Portugal trifft er als Favorit am Sonntag in Köln auf die ehemalige Kolonie Angola.

»Wir wollen der ganzen Welt zeigen, dass wir Freunde sind«, sagte Scolari gestern bei der Pressekonferenz in Marienfeld. »Die Partie wird schwierig genug, weil es um mehr geht als nur ums Sportliche«, erklärte Portugals Coach, der sich am Freitag voll hinter seinen Star Cristiano Ronaldo stellte. Der war für seine angebliche Übermotivation im Testspiel gegen Luxemburg von den eigenen Medien heftig kritisiert worden: »Er wird oft hart auf dem Platz gefoult, da ist es verständlich, wenn er auch selber austeilt.« Ronaldo, so sagte Scolari, genieße sein vollstes Vertrauen.
Auch Deco, der sich am Donnerstagabend leicht am Fuß verletzt hatte, ist wieder fit. Der Brasilianer in Diensten des FC Barcelona hatte in dieser Woche das Team ausgeschimpft. Auf die Frage, warum, erklärte er: »Das sind alles meine Kinder. Und Kinder muss man erziehen.«
Das erste WM-Spiel gegen die frühere Kolonialmacht ist für die Angolaner eine große Sache. »Die Erwartungen in der Heimat sind groß; ganz Angola erwartet einen Sieg. Und unser Vorteil ist, dass viele angolanische Spieler in Portugal spielen und das Team gut kennen«, sagte Co-Trainer Mabi.
Scolari, der seinen katholischen Glauben lebt und täglich in der Abteikirche in Marienfeld betet, vertraut auf seine »Nassa Srã de Fatima« (portugiesische Madonna), die er vor einigen Monaten von einem Fan geschenkt bekam. »Ich habe sie immer dabei«, bekannte der 57-Jährige.

Artikel vom 10.06.2006