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Miros Jubeltag: Doppelpack zum Start

Deutschland feiert 4:2-Sieg zum WM-Auftakt - Philipp Lahm stellt früh die Weichen

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
München (WB). Torreicher ist ein WM-Auftaktspiel nur 1938 gewesen. 4:2 besiegte Deutschland Costa Rica und hatte gegen den Außenseiter mehr Mühe als erhofft. Aber zum Glück auch einen Miroslav Klose, der seine fabelhafte Form ins Turnier mitnehmen konnte. Zwei Treffer des Bremers verhalfen Deutschland zum Dreier.

Einigkeit und Recht und Freiheit: Einigkeit demonstrierten die Deutschen während der Nationalhymne. Arm in Arm standen die Auserwählten zusammen, Arm in Arm auch Ersatzspieler, Trainern und Betreuer. Das war ihr Recht, die Freiheit nahmen sie sich.
Während sich Torwart Jens Lehmann in den Anfangsminuten bedenklich oft ans linke Sprunggelenk fasste, sorgten die Feldspieler vorne für viel Ablenkung. Schon in der sechsten Minute zappelte der Ball im Netz. Dank Philipp Lahm. Über seine linke Seite war der Verteidiger nach vorn gestürmt, fintierte, zog nach innen und streichelte vom Strafraumeck den rundesten aller WM-Bälle in den Winkel.
Was für ein Auftakt! Ein Tor des Turniers vom kleinen Münchener. Und erst das zweite in seiner Länderspielkarriere. Lahm: »Wenn ich wüsste, wie das mit einem Tor geht, würde ich es immer so machen.« Seinen Jubel teilte er mit den Fans: »Das Publikum war der zwölfte Mann.« Er war übrigens der einzige, der mit Langarmtrikot auflief. Grund: Lahms lädierter linker Ellenbogen, den er schützen wollte.
Doch der Dämpfer ließ nicht lange auf sich warten. Arne Friedrichs Tiefschlaf beim Versuch der deutschen Viererkette, auf Abseits zu spielen, brachte Paulo Cesar Wanchope in optimale Position. Mit einem Flachschuss überwand er Lehmann. Klinsmann-Kritik am Herthaner blieb aus: »Das Kommando beim Abseits stellen sollen die Innenverteidiger geben. Aber bewusst wollen wir gar nicht auf Abseits spielen.«
Doch dann traf Miroslav Klose. Nach Vorarbeit von Bastian Schweinsteiger markierte der Werder-Torjäger in der 17. Minute den erneuten deutschen Führungstreffer. »So hatte ich mir das am Morgen vorgestellt«, sagte das Geburtstagskind. Klose beging am Freitag seinen 28. Jubeltag.
Die ersten 45 Turnierminuten zeigten das, was sowieso schon jeder wusste: vorne Volldampf, hinten Problemen. Klinsmann zeigte Verständnis: »Ein Schuss Nervosität war dabei, bei den Toren haben wir Konzentrationsfehler begangen - das kommt vor.« Sollte es aber nicht zu häufig. Doch zur deutschen Ehrenrettung sei erwähnt: Costa Rica bot Besseres, als die meisten der Mannschaft zugetraut hatten.
Doch als Klose in der 61. Minute sein zweites Tor folgen ließ, war Costa Rica geschlagen. Dachten alle. Aber nicht nur auf den Torschützen, auch auf die Instabilität der deutschen Abwehr war Verlass. Wieder war Wanchope der Nutznießer eines riskanten Abseitsversuchs. Erst Torsten Frings' Volltreffer zum 4:2 (87.) beseitigte letzte Zweifel am Auftaktsieg. Klinsmann erleichtert: »Wenn die Mannschaft ein Bierchen trinken will, soll sie es tun.«

Artikel vom 10.06.2006