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Verdacht der Tierquälerei auf Bauernhof erhärtet

Schlimme Missstände - Staatsanwaltschaft Paderborn wartet auf Bericht des Kreisveterinäramtes


Von Ernst-Wilhelm Pape
Delbrück (WB). Der Verdacht der Tierquälerei, der sich gegen einen Schweinehalter aus Delbrück (Kreis Paderborn) richtet, hat sich erhärtet.
Auf einem Video, das bereits im Februar in dem Betrieb (2600 Schweine) aufgenommen wurde und das die Tierschutzorganisation »Vier Pfoten« anonym erhalten haben will, gehen eindeutige Beweise für Verstöße gegen das Tierschutzgesetz hervor. Der Videofilm war vom Veterinäramt des Kreises Paderborn ausgewertet worden.
Bei einer Kontrolle des Hofes im Mai durch Veterinäre des Kreises Paderborn waren lediglich Mängel festgestellt worden, die zunächst als Ordnungswidrigkeiten eingestuft wurden und mit einem Bußgeld geahndet werden sollten. Auf dem Video, das vermutlich nachts illegal gedreht wurde, sind tote Tiere, Tiere mit schweren Verletzungen und Schweine mit kindskopfgroßen Abszessen zu sehen. Auch Ratten sollen sich in dem Stall befunden haben. Ferner war das Frischwasser stark getrübt. Zudem waren Medikamente falsch gelagert worden. Auch schimmeliges Brot wurde gefunden. »Vier Pfoten« spricht von verheerenden Tierschutz-Missständen und seuchenrelevanten Hygienemängeln.
Wie berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft Paderborn wegen Tierquälerei gegen den Schweinehalter, der auch als Tierarzt tätig ist. »Vier Pfoten« hatte am 23. Mai Anzeige gegen den Hofpächter erstattet, der zu den Vorwürfen noch nicht gehört werden konnte, da er noch in Urlaub ist. Oberstaatsanwalt Hans-Peter Dietzmann: »Wir warten noch auf den Bericht des Kreisveterinäramtes, um weitere Ermittlungen einleiten zu können.«
Die Behörden gehen auch der Frage nach, warum die Tierschutzorganisation erst im Mai aktiv wurde, obwohl die gravierenden Missstände in dem Schweinemastbetrieb bereits im Februar dokumentiert worden waren.

Artikel vom 10.06.2006