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Papst-Aufruf und die Folgen

Zweiteiler schildert die Kreuzzüge - Bischof Marx erläutert Geschichte

ZDF, Sonntag, 19.30 Uhr: Die erste militärische Konfrontation in großem Stil zwischen Christen und Muslimen waren die Kreuzzüge christlicher Armeen nach Palästina. Im Auftrag des Papstes sollte das »Heilige Land« von den Muslimen zurück erobert werden. Was in den zwei Jahrhunderten von 1095 an geschah, zeigt das Dokudrama »Mit flammendem Schwert«.
Erläuterungen von Bischof Reinhard Marx.Foto: dpa

Die für das deutsche Fernsehen bearbeitete zweiteilige Produktion des History Channel, die an diesem und am nächsten Sonntag zu sehen ist, zeichnet die Geschichte der Kreuzzüge nach, beginnend mit der flammenden Rede des Papstes Urban II., der die Christenheit am 27. November 1095 zum Krieg gegen den Islam aufrief. Von edlen Motiven getragen, aber unendlich gewalttätig entwickelte sich ein Krieg, der sich mehr als 200 Jahre hinzog.
In dem Dokudrama wird der Sicht von Zeitzeugen, berühmten Chronisten aus den verschiedenen Welten von Christentum und Islam, die Perspektive internationaler Historiker unserer Zeit gegenübergestellt. Der Bischof von Trier, Reinhard Marx, erläutert Ursprung und Entartung der Kreuzzugsidee. Dieses ist nicht der erste mediale Auftritt des ehemaligen Paderborner Weihbischofs (bis 2002). Einen Namen hatte er sich bereits als TV-Kommentator während des dritten Deutschlandbesuch des Papstes Johannes Paul II. im Jahre 1996 gemacht.
Die Filmemacher besuchen die einst umkämpften Stätten und beleuchten die Hintergründe und die Aktualität dieses weltgeschichtlichen Konflikts.
Die erste Folge, »Kreuzritter vor Jerusalem«, konzentriert sich auf den ersten großen Kreuzzug von 1095 bis 1099. Das muslimische Reitervolk der Seldschuken hatte gerade das Heilige Land erobert und wandte sich nun gegen Konstantinopel. Der Papst rief die Christen auf, dem byzantinischen Kaiser Alexios, Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche, beizustehen. Der Kreuzzug wurde eine Massenbewegung mit ebenso gottesfürchtigen wie rücksichtslosen Anführern.
In Nachinszenierungen vor der monumentalen Landschaft Kleinasiens zeigt der Film den 4000 Kilometer quälend langen Marsch des Kreuzfahrerheers unter ihrem Anführer Gottfried von Bouillon. Der Film rekonstruiert im Detail, mit welcher Taktik und Kriegstechnik dieses zusammengewürfelte Heer erfolgreich war. Die 50000 Mann starke Armee belagerte Nicea, geriet in die furchtbare Schlacht von Doriläum, eroberte nach langer Belagerung Antiochia und konnte schließlich die Heilige Stadt, Jerusalem, zurückgewinnen.
Das ebenso spannende wie informative Dokudrama untersucht, wie die Kriegshandlungen, die auf beiden Seiten im Namen Gottes begangen wurden, bis heute nachwirken. Es illustriert auch, weshalb US-Präsident George Bushs Wortwahl eines »Kreuzzugs gegen den Terrorismus« nach den Anschlägen vom 11. September 2001 eine so fatale Wirkung auf die islamische Welt hatte.

Artikel vom 10.06.2006