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Mehrheit dafür:
»JJ1« soll leben

Bär macht Station an einer Skihütte

Innsbruck/München (dpa). Braunbär »JJ1« treibt sich weiter in Tirol (Österreich) herum. Jetzt wurde das aus Südtirol stammende Jungtier oberhalb von Zirl bei Innsbruck bei einer Skihütte gesehen, wo er den Hüttenwirt samt Freundin erschreckte, bevor er das Weite suchte.
Im Legoland Günzburg ist »JJ!« bereits als Legofigur samt »Beute« zu sehen.

Erste Versuche der Naturstiftung WWF, das Tier in Tirol in eine Falle zu locken, scheiterten inzwischen. Auch der Bund Naturschutz in Bayern (BN) appellierte gestern erneut an den bayerischen Umweltminister, dass alles getan werde, den Bär lebend zu fangen. »Wir sehen in der geplanten Aktion mit den finnischen Bärenjagd-Hunden eine große Gefahr, dass der Bär in die Enge getrieben und vorschnell erschossen wird«, sagte der BN- Landesvorsitzende Hubert Weiger. Noch in dieser Woche sollen im Auftrag des bayerischen Umweltministeriums finnische Bärenjäger mit ihren speziell geschulten karelischen Bärenhunden auf die Pirsch gehen, um das Tier zu betäuben oder zu erlegen.
Am späten Mittwochabend war es fast zu einer direkten Begegnung zwischen »JJ1« und dem Wirt einer Skihütte oberhalb von Zirl gekommen. Offenbar hatte der Bär versucht, in ein Nebengebäude des Anwesens einzudringen. Als der Wirt und seine Freundin den verdächtigen Geräuschen im Freien nachgehen wollte, ergriff der Bär die Flucht.
Gestern entdeckte der Wirt dann die zwischen 15 und 20 Zentimeter große Abdrücke von Bärentatzen. Möglicherweise, so der Augenzeuge, habe »JJ1« wieder einmal nach Schafen gesucht. Allerdings habe er in dem Gebiet auf etwa 1800 Metern Höhe keine verletzten oder gerissenen Tiere finden können. Alle Versuche, den Bären mit Hilfe von Fallen aus dem Verkehr zu ziehen, sind bisher gescheitert. WWF-Bärenexperten stellten am Mittwochabend zwei Fallen in Gießenbach bei Scharnitz in Tirol auf. Der rastlose Jung-Bär sei aber erst gar nicht aus dem Endtal herausgekommen, sagte eine WWF-Sprecherin.
Obwohl der aus dem Trentino stammende »JJ1« inzwischen fast zwei Dutzend Lämmer und einige Hasen getötet hat, ist die Mehrheit der Deutschen dagegen, den marodierenden Bären abzuschießen. In einer Umfrage forderten 69 Prozent, das Tier lebend zu fangen und in einen Wildpark zu bringen. 19 Prozent verlangten, das Jungtier ganz in Ruhe zu lassen, und nur zwölf Prozent der 1000 Befragten waren dafür, »JJ1« zu töten.

Artikel vom 09.06.2006