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Die ganze Welt
schaut auf ein
kleines Land

René Thannhäuser ist in Costa Rica

Von Stefanie Westing
Brackwede (WB). Großes Fußballfieber herrscht im Moment nicht nur in Deutschland. Auch in Costa Rica können die Einwohner den Anstoß kaum noch erwarten. Dort verbringt René Thannhäuser, Schüler des Brackweder Gymnasiums, gerade ein Austauschjahr. Im WESTFALEN-BLATT schildert der 17-Jährige exklusiv, wie sich das Land des deutschen Auftaktgegners auf die WM einstimmt.

»Die Ticos - so nennen sich die Costa Ricaner selbst - erwarten eigentlich das Aus nach der Vorrunde«, erzählt René. Nach mehreren Niederlagen in den Vorbereitungsspielen halte sich der Optimismus in Grenzen. »Trotzdem stehen alle hinter der ÝSeleÜ, der Nationalmannschaft - auch wenn sie nicht viel erwarten. Die Ticos sind sich aber durchaus bewusst, dass die ganze Welt heute auf ihr kleines Land schauen wird.« Eigentlich, sagt der Gymnasiast, stehen in der Münchner Allianz-Arena nicht nur elf Costa Ricaner auf dem Platz - denn 4,5 Millionen Herzen fiebern mit.
Der 17-Jährige selbst ist nun schon seit fast elf Monaten in dem mittelamerikanischen Land, lebt in der Stadt San Antonio im Kanton Puriscal. Dort verbessert er seine Spanischkenntnisse und lernt die fremde Kultur kennen. Seine Tage vor Ort sind gezählt, denn das Austauschjahr neigt sich allmählich dem Ende entgegen. »Am 22. Juni fliege ich wieder nach Hause, komme wegen der Zeitverschiebung aber erst am 23. dort an.«
Ähnlich wie den berühmten Kampf »David gegen Goliath« bewerten die »Ticos« die WM-Chancen ihrer Elf. »Aber sie sind sehr stolz auf ihr Land und damit auch auf die Nationalmannschaft«, erzählt René. Eigens zum Sportereignis des Jahres wurden vier Lieder komponiert, die nun ständig überall zu hören sind. Fußball gehört eben zu den wichtigen Dingen in Costa Rica. René: »Nach der Schule spielen Kinder und Jugendliche hier nicht Computer, sondern Fußball.« So verwundert es auch nicht, dass die Menschen hinter ihrer Nationalelf stehen. Accessoires wie Armbänder, Aufkleber oder Poster mit Aufdrucken wie »Ich unterstütze die Nationalmannschaft« sprechen für sich.
Der Brackweder wird das Auftaktspiel live im Fernsehen verfolgen - mit einigen Freunden. »Zum Unterricht geht an diesem Tag sowieso niemand, weder Lehrer noch Schüler.« Ob er sich stimmlich gegen die südamerikanischen Fans durchsetzen kann? Man wird sehen. . .

Artikel vom 09.06.2006