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In diesem Hotel
»brummt« es
ganz gewaltig

Tierpark: Insekten-Nistmöglichkeit

Von Hendrik Uffmann
Bielefeld (WB). In Bielefelds jüngstem Hotel wird es bald richtig brummen, wenn die ersten Gäste einziehen. Statt Daunendecken gibt es dort allerdings Holzwolle, statt Teppichboden Kalksandstein. Dafür finden auf gut acht Quadratmetern 10 000 Betten Platz. Denn die neue Herberge steht im Tierpark Olderdissen und ist ein Hotel für Insekten.

Ein stabiler Holzrahmen umschließt die etwa 2,70 Meter breite und am First drei Meter hohe Konstruktion, die in acht Gefache aufgeteilt ist. Diese sind mit unterschiedlichen Materialien bestückt, von Aststücken des Holunders mit weichem Kern über umgestülpte Blumentöpfe aus Ton bis hin zu Natursteinen und Bauziegel. »Durch diese Vielfalt wollen wir den unterschiedlichen Insekten jeweils einen passenden Lebensraum anbieten«, erklärt Volker Brekenkamp, Leiter des Tierparks Olderdissen.
Willkommen in dem Insektenhotel ist alles, was kreucht und fleucht - Wildbienen und Hornissen ebenso wie Flor- und Schwebfliegen, Ameisen und Ohrwürmer. Die neue Einrichtung soll diesen diesen Nistmöglichkeit bieten. »Durch die intensive Nutzung vieler Flächen verlieren auch zahlreiche Insektenarten ihren Lebensraum. Dabei sind diese ein wichtiges Glied im Kreislauf der Natur«, so Brekenkamp.
Insekten bestäuben 80 Prozent aller Pflanzen, außerdem helfen sie mit, dass aus anorganischen Material wie abgestorbenem Holz wieder organisches wird. Brekenkamp: »Als so genannte Destruenten zersetzen sie das Material, das dann die Reduzenten wie Pilze und Bakterien chemisch verarbeiten. So wird der Nährstoffkreislauf geschlossen.«
Dabei soll das Insektenhotel als Lehrmodell jedoch weniger dem Schutz der Arten dienen als vielmehr das Bewusstsein der Tierparkbesucher für diese Zusammenhänge wecken. Angst, von den Hotelbewohnern gestochen zu werden, brauchen diese nicht zu haben. »Wer die Insekten nicht ärgert, wird von Stichen verschont«, sagt Brekenkamp.
Die Kosten für den Bau des Insektenhotels von 2150 Euro habend die Stadtwerke Bielefeld übernommen. »Denn wir unterstützen nicht nur soziale und Kulturprojekte, sondern wollen uns auch für den Umweltschutz engagieren«, erklärt Stadtwerke-Sprecher Wolfgang König.
Gebaut haben die Konstruktion Jugendliche des Vereins BAJ, wie dessen Geschäftsführerin Martina Tiltmann erläutert. »Für die Jugendlichen war dies ein schönes Projekt und eine lehrreiche Aufgabe, das Hotel nach den Vorgaben des Tierparks zu bauen.«

Artikel vom 10.06.2006