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Regierungschef Nuri al-Maliki vermeidet jedes Triumphgeschrei.

Explosion
schreckt die
Iraker auf

Vor Sonnenuntergang

Bakuba (dpa). Kurz vor Sonnenuntergang schreckt eine Explosion die Menschen in der verschlafenen Kleinstadt Hibhib 60 Kilometer nördlich von Bagdad auf.

Kleinere Sprengstoffanschläge sind in dem Ort, in dem Schiiten, Sunniten und auch einige kurdische Familien, zusammenleben, zwar keine Seltenheit. Doch diesmal spüren die Menschen, dass etwas Größeres im Gange ist. Im Ain-Schams-Bezirk haben die Amerikaner mit ihrer Luftwaffe ein Haus in Schutt und Asche gelegt. Ein zweites Haus wird von US-Soldaten umstellt. Auch die irakische Polizei darf sich dem Gebäude nicht nähern.
Die Familien, die auf den umliegenden Bauernhöfen leben, sehen Rauch aufsteigen. Was sie nicht wissen, ist, dass hier gerade der gefährlichste Terrorist des Landes seinen letzten Atemzug getan hat. Abu Mussab al-Sarkawi, der sich im April noch in einem Video als grausamer Todesbote im schwarzen Kampfanzug präsentiert hatte, ist tot.
Am Tag darauf verkündet nicht die US-Armee, sondern Regierungschef Nuri al-Maliki in Bagdad die Nachricht vom Tod des Terroristenanführers. Das Staatsfernsehen spielt patriotische Lieder. Al-Maliki selbst bleibt bei seiner Pressekonferenz ganz sachlich und nüchtern. Er gibt sogar zu, dass ein früherer Versuch, Al-Sarkawi zu töten, misslungen war. Der Kontrast zu dem früheren US-Statthalter in Bagdad, Paul Bremer, könnte nicht größer sein. Dieser hatte nach der Gefangennahme von Saddam Hussein 2003 in Bagdad mit breitem Siegerlächeln und stolzem Unterton heraustrompetet: »Wir haben ihn.«

Artikel vom 09.06.2006