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England hat
Angst vor
dem Gastgeber

Gruppe B: Paraguay optimistisch

Bühlertal (dpa). Paraguay vor Augen, Deutschland im Kopf: Die Angst vor dem WM-Gastgeber als möglichem Achtelfinalgegner spielt mit, wenn Englands Nationalelf zum zweiten WM-Titel nach 1966 Anlauf nimmt.

»Es ist wichtig, dass wir Gruppensieger werden und Deutschland in der zweiten Runde aus dem Weg gehen«, sagte Trainer Sven-Göran Eriksson, der mit einem siegreichen Gruppenauftakt gegen Paraguay am Samstag in Frankfurt/Main eine triumphale Abschiedstournee und das Ende des 40-jährigen Titel-Traumas einläuten will. Doch Auftaktgegner Paraguay will weit mehr als nur ein Sparringspartner sein.
»Ich verspreche ein märchenhaftes Finale dieser WM und hoffe, dass England mich in bester Erinnerung behält«, sagte Eriksson. Die »Scheichaffäre« hat den Schweden den bestbezahlten Trainerjob und Ansehen gekostet, doch zum Ende seiner fünfeinhalbjährigen Amtszeit fühlt er sich den 40 Millionen englischen Fußballfans verpflichtet. Die Mannschaft will dem 58-Jährigen ein glorreiches Good-bye nachrufen.
»Wir sind dran«, tönt Kapitän David Beckham. »Wir haben die beste Mannschaft seit zehn Jahren; Selbstvertrauen und Teamgeist waren noch nie so gut.« Erikssons Machtwort zum Thema Wayne Rooney (»Ich allein trage die Verantwortung«) und die Hoffnung auf einen Vorrundeneinsatz des Stürmerstars haben für einen zusätzlichen Kick gesorgt. In ihrem Nobelhotel auf der Bühlerhöhe haben sich die »Löwen« auf den WM-Höhenflug eingeschworen, aber trotz des Übermuts den Auftaktgegner Paraguay nicht aus dem Blick verloren.
»Wir müssen endlich wieder einen erfolgreichen Start hinlegen«, mahnt Beckham - wohlwissend, dass England seit der WM 1998 bei einer WM oder EM kein Auftaktspiel mehr gewonnen hat. Gegen die technisch versierten und schnellen Südamerikaner erwartet der 31-Jährige ein »kompliziertes Spiel, aber wir gewinnen«.
Paraguay, das voller Optimismus in seine siebte WM-Endrunde startet, will den Engländern den WM-Einstand vermiesen. »Wir wissen, wo ihre Schwachstellen liegen«, sagt Trainer Aníbal Ruíz. »England ist eine gute Mannschaft, aber wir haben Vertrauen in unsere Fähigkeiten.« Größtes Sorgenkind ist weiter die Stürmerhoffnung Roque Santa Cruz, doch seit der 24-Jährige eine Innenbandreizung im Knie überstanden hat, brennt er auf einen Einsatz an diesem Samstag. »Für England wird es schon reichen«, sagt der Angreifer vom FC Bayern München.
Im Vergleich zur WM 2002, bei der Paraguay im Achtelfinale an Deutschland scheiterte (0:1), sieht Santa Cruz, der wohl zusammen mit dem Neu-Dortmunder Nelson Valdez den Angriff der »Albirroja« bilden wird, seine Mannschaft gereift: »Unser Minimalziel ist das Viertelfinale. Wir haben unsere Abwehrqualitäten behalten und sind in der Offensive besser geworden.«

Artikel vom 10.06.2006