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Nicht alle Frauen sind spindeldürr

Aktionärinnen machen Werbung für eine neue, busenfreundliche Mode


Halle (WB/in). Heftige Kritik ihrer Anteilseigner ist für Vorstände von Aktiengesellschaften nichts Ungewöhnliches. Manche Auftritte auf Hauptversammlungen haben Kabarettcharakter -Êund nerven damit manchmal viele Mitaktionäre, die bereits die »Naturaldividende« in Form eines leckeren MittagessensÊherbeisehnen.
Bei Gerry Weber jedoch buhte gestern niemand. Offenbar sprach die Aktionärin aus Dinslaken, die zum Schluss das Wort ergriff, ein Problem an, das viele Frauen betrifft. »Die Mode von heute ist nur etwas für Nymphen«, erklärte Ruth Schultheiß. Frauen, die »keine Riesinnen sind, aber bei Busen und Hüften noch etwas vorzuzeigen haben«, stünden dagegen oft hilflos vor den Kleiderständern. »Es ist nicht so, dass diese Frauen ihr Geld zurückhalten -Êsie werden es einfach nicht los.« So groß und kaufkräftig könne die bauchnabelfreie Jeans-Generation gar nicht sein, dass eine Modefirma nur von ihr leben könne.
Gerhard Weber tat sich mit der Antwort schwer. Er verwies zum einen auf die Marke »Samoon« für Kleidergrößen bis 54. Zum anderen aktualisiere das Institut Hohenstein von Zeit zu Zeit die Kleidergrößen auf Basis realer Körper-Messungen: »Ich verspreche, da bleiben wir am Ball.«
Ob Weber auch bei dem anderen Thema, einer Modenschau bei der Hauptversammlung, am Ball bleibt, ließ er offen. Vor Jahren gehörte sie schon einmal zum Programm. Dass dies nicht mehr der Fall ist, wurde von anwesenden Frauen kritisiert. Und Frauen stellen auf einer Gerry-Weber-Hauptversammlung die Mehrheit.

Artikel vom 09.06.2006