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Fußballmuffel staubt
die Konkurrenten ein

Theo Pijper der »Maximum-Mann« beim EM-Semifinale

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). 4 000 Motorsportfreunde rund um den Leineweberring huldigten dem Saubermann mit der Startnummer 1 bei seiner Ehrenrunde. »Das war ein perfekter Tag«, lachte Theo Pijper mit der Sonne um die Wette. Mit vier Laufsiegen in der Qualifikation sowie dem abschließenden Gewinn des A-Finales war der mit französischer Lizenz fahrende Niederländer der Mann des Tages beim Semifinale 2 zur Grasbahn-Europameisterschaft.

Dass die Oranjes dann auch ihr WM-Auftaktspiel gegen Serbien-Montenegro mit 1:0 gewannen, ließ den Gewinner des ADAC-Silberhelms kalt. »Ich interessiere mich gar nicht für Fußball«. Das EM-Finale in La Réole (23.9.) soll für den schnellen Speedway-Profi, der heute schon wieder in Schottland an den Start geht, bloß eine Durchgangsstation sein. Seine Kampfansage an den Rest der Welt: »Ich will Weltmeister werden«. Als größter Rivale des fliegenden Holländers schälte sich rasch Enrico Janoschka heraus, der ebenso vier Vorläufe gewann.
»Dabei fährt der Rico auf Sparflamme«, verriet sein Motorentuner und Mentor Egon Müller. »Vor der WM wollen wir weder Knochen noch Moped verbiegen«. Müller kennt seinen Schützling. Janoschkas größer Gegner ist allzu oft - er selber. »Wenn er will, kann er alles gewinnen. Wenn seine Unvernunft durchkommt, ist er nicht mehr zu halten. Doch Enrico kann auch cool gewinnen«. So wie gestern. Nahtlos knüpfte Janoschka an seine Gala von Teterow an, wo er Pfingsten eindrucksvoll Bergringpokal und Goldhelmfinale gewonnen hatte. Mit 110,88 km/h sicherte er sich den ausgelobten Pokal für den Tagesschnellsten. Im Staub der Dirt Deflektoren von Pijper und Janoschka lösten Bernd Diener, Andrew Appleton, Matthias Kröger und der norddeutsche Bahnmeister Jörg Tebbe das EM-Finalticket. Als Reservefahrer darf der Niederländer Erik Eijbergen, Dritter im B-Finale, weiter hoffen.
Trotz Fußball-WM, Formel 1, Gerry Weber Open und Freibad-Wetter strömten 4 000 Bahnsportfreunde an den Leineweberring. »Unser Stammpublikum hat uns nicht im Stich gelassen«, meinte DMSC-Ehrenvorsitzender Herbert Prante gerührt. »Es war ein ausgeglichenes Feld, aber die Spreu hat sich vom Weizen getrennt«, resümierte Rennleiter Michael Junklewitz und freute sich über »top Sport. Die Richtigen haben sich durchgesetzt. Die engen Punktestände zeigen, dass wir Güte am Start hatten«. Rennsekretär Stephan Prante war vom kurzweiligen Rahmenprogramm mit Fallschirmsprüngen, Motoball-Vorführungen der MSF Tornado Kierspe, flotten Quad-Shorttrack- und Seitenwagenrennen - hier enttäuschte Europameister Sven Holstein mit Rang vier - angetan.
Mit dem Pechvogel-Pokal wurde der mit Schweizer Lizenz fahrende Sirg Schützbach getröstet. Der Europameister von 2002 fiel im B-Finale aus. »Es hat extrem gestaubt. Ich bin mit dem linken Bein in einem Loch hängengeblieben und dachte, es hat mir das Bein aus der Hüfte ausgekugelt«.
Angesichts der wenigen und noch dazu glimpflich verlaufenen Stürze mussten die Rennärzte Dr. Dirk Albsmeier und Dr. Vitali Abramov nicht eingreifen. Ein schönes Bild, wie sich direkt nach dem Finale Michael Junklewitz und Stephan Prante in die Arme fielen und sich erleichert zu einem rundum gelungenen Renntag gratulierten. Sportkommissar Josef Hukelmann brauchte bloß drei Worte: »Alles richtig gemacht«.

Artikel vom 12.06.2006