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Heimspiel: Smolarek ist
zurück in »seinem« Revier

Polnischer BVB-Stürmer läuft im Ruhrgebiet auf

Von Klaus Lükewille
Gelsenkirchen (WB). Er ist wieder hier. In »seinem« Revier. Am heutigen Freitag in Gelsenkirchen. Am Mittwoch in Dortmund. Spielplätze, die er mag. Eine Fußball-Region, die zu Euzebiusz Smolarek passt.

Denn »Ebi« Smolarek hat nach seinen 18 Monaten Bundesliga-Erfahrung in Diensten der Dortmunder Borussia längst erkannt: »Hier lebt der Fußball, hier stehen die Fans bedingungslos hinter ihren Teams.« Bei seiner Rückkehr trägt Smolarek heute aber nicht Schwarz-Gelb, er hat den polnischen Adler auf der Brust. Hinter dem Trikot schlägt sein Herz in diesen WM-Tagen auch nicht mehr für Borussia, sondern nur noch für sein Heimatland: »Wir wollen ein erfolgreiches Turnier spielen und mindestens die zweite Runde erreichen.« Hierbei übernimmt Smolarek eine Hauptrolle. Als Torjäger - und als Führungsspieler.
Wie beim letzten Härtetest gegen die Kroaten, als Smolarek den Treffer des Tages markierte. In der Liga-Rückrunde allerdings lief es nicht so gut. Dortmund klebte im Mittelfeld fest, er war auch nur Mittelmaß. »Ebi«, so nannten sie ihn bei der Borussia vom ersten Tag an. Dabei ist sein richtiger Vorname ein paar Buchstaben länger: Papa Wlodziemierz Smolarek ließ ihn vor 25 Jahren auf den Namen Euzebiusz taufen. Kompliziert und gar nicht fanfreundlich.
Also rufen sie ihn alle nur »Ebi«, der Vater natürlich auch. Der ist ganz stolz auf seinen Sohnemann. Denn Smolarek jr. passt in die großen Fußballschuhe von Smolarek sen., der Anfang der achtziger Jahre ebenfalls in der Bundesliga kickte und bei der Frankfurter Eintracht als toller Techniker gefeiert wurde.
»Ebi« hat sich auf die Torjagd spezialisiert. BVB-Trainer Bert van Marwijk wusste genau, wen er da im Winter 2005 holen ließ - schließlich war Smolarek zu gemeinsamen Zeiten bei Feyenoord Rotterdam sein Lieblingsschüler: »Der Ebi kommt in jeder Mannschaft klar, er ist ein mitspielender Angreifer.« Manchmal wünscht sich van Marwijk allerdings, dass Smolarek etwas eigensinniger auftreten sollte. Aber er ist nun mal kein Egomane. Dieser Satz von ihm sagt alles: »Wenn ich nicht treffe, ist das nicht so schlimm. Hauptsache, wir gewinnen.«
Na klar, heute beim WM-Auftakt gegen Ecuador, würde er zu gern ein Törchen erzielen. Doch auch hier gilt für Smolarek: Nur das Ergebnis zählt. Polens Fußballer des Jahres 2005, ein leiser Musterprofi, hat seinen Vertrag mit Borussia inzwischen bis 2009 verlängert. Smolarek bleibt also noch ein bisschen hier, in seinem Revier. Heute ertönt der WM-Anpfiff in Gelsenkirchen. Und noch mehr freut er sich auf Mittwoch, denn dann steigt ein »richtiges Heimspiel«: Dann trifft Polen in Dortmund auf Deutschland. »In diesem tollen Stadion muss Fußball einfach Spaß machen«, sagt Smolarek, der weiß, dass er einen privilegierten Job hat: »Fußball wird für mich nie Arbeit sein. Die Leute, die uns zuschauen, die müssen wirklich arbeiten.« Noch so ein Satz, der für ihn typisch ist - Smolarek passt eben ins Revier.

Artikel vom 09.06.2006