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Lippi-Befehl

In klösterlicher Klausur versucht Italiens Mannschaft in Deutschland Abstand vom Skandal in der Heimat und neuen Mut für die WM zu gewinnen. Verglichen mit dem Luxushotel bei der EM in Portugal wirkt das gestern von den Italienern bezogene WM-Quartier im Duisburger »Landhaus Milser« wie eine bescheidene Herberge. Um jegliche Ablenkung von den Azzurri fernzuhalten, ließ Nationaltrainer Marcello Lippi sogar die Kellnerinnen in Urlaub schicken. »Man hat uns zu verstehen gegeben, dass nur Männer am Tisch bedienen sollen«, verriet der stellvertretende Restaurantchef Fausto Traversari.

Völler-Schnauzer

Rudi Völler, einer der bekanntesten Bartträger Deutschlands, sieht keine Alternative zu seinem Schnauzer. »Es gibt Gesichter, die sind ein Leben lang verdammt, Bart zu tragen. Dazu gehöre auch ich«, sagte der frühere Teamchef der Fußballnationalelf dem »Playboy«. Er habe Angst, von den Menschen auf der Straße ohne Bart nicht erkannt zu werden. Auch eine Wette würde er nicht eingehen, falls sein Einsatz das Abrasieren seines Bartes wäre: »Niemals. Der Schnauzer bleibt«, sagte Völler.

Möller-Auftrag

Deutschlands Top-Rennrodler David Möller geht auch bei der Fußball-WM an den Start - als Bundespolizist. »Ich bin bei den Spielen in München als Unterstützungsstreife am Ostbahnhof eingesetzt«, sagte der 24-Jährige. Noch aber ist der Polizeimeister, der bei den Winterspielen in Turin Fünfter geworden war, nicht in WM-Stimmung: »Ich bin gerade erst von einem zweiwöchigen USA-Trip zurückgekommen, und da passiert ja nicht so viel mit Fußball«, sagte der Rodelweltmeister von 2004.

Cafú-Feiertag

»Happy Birthday« schallte es gestern bei Fußballweltmeister Brasilien durch das Teamhotel in Königstein: Kapitän Cafú, der älteste Spieler der Seleção, feierte seinen 36. Geburtstag. »36 ist ein wundervolles Alter«, sagte der Abwehrspieler vom AC Mailand. »Ich habe mehr Erfahrung und ich bin sehr gespannt, was Brasilien bei dieser WM macht. Die Erwartungen sind enorm, aber ich bin sehr glücklich, ein Teil dieser Auswahl zu sein.« Vor dem ersten Gruppenspiel am Dienstag gegen Kroatien in Berlin hat Cafú seinen Stammplatz sicher. Bei einem erneuten WM-Triumph wäre er der erste Spielführer einer Nationalmannschaft überhaupt, der zwei Mal nacheinander die Trophäe entgegennimmt.

Osieck-Prognose

»Topfavorit und Titelverteidiger, das ist noch lange kein Selbstläufer!« Holger Osieck, Leiter der FIFA-Abteilung Technische Entwicklung, erwartet, dass Titelverteidiger Brasilien bei der WM auf harte Gegenwehr stoßen wird. »Jeder will gegen Brasilien das Spiel seines Lebens machen. Keiner wird den Künstlern den Gefallen tun, offen mitzuspielen. Alle werden zur Sache gehen und wollen sich nicht austricksen lassen«, sagt der deutsche Trainer. Außerdem könne es innerhalb des brasilianischen Teams noch einen Störfaktor geben: »Wenn bei der Vielzahl so ausgezeichneter Spieler der eine oder andere glaubt, er sitze zu Unrecht auf der Bank, dann wird es unruhig.«

Artikel vom 08.06.2006