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Hier schlafen Figo & Co. sicher

Provisorische »Polizeiwache« im Klosterdorf arbeitet im Schichtdienst

Von Wolfgang Wotke
Harsewinkel-Marienfeld (WB). »Wir haben uns freiwillig gemeldet.« Für die beiden Polizeibeamten Joachim Weißer (56) und Ludger Haase (44) hat die Fußballweltmeisterschaft am Pfingstsonntag mit der Ankunft der Portugiesen begonnen. Sie sind in den nächsten Wochen für die Sicherheit rund um das WM-Quartier in Marienfeld zuständig.

In einem Zimmer eines Nebengebäudes des Hotels »Klosterpforte« haben es sich die Beamten gemütlich gemacht. Ein Computer mit Drucker, Handys, eine Ladestation für ihre Funkgeräte und ein kleiner Besprechungstisch bilden die Infrastruktur der kleinen »Polizeiwache« im Klosterdorf. Weißer und Haase arbeiten zusammen mit drei weiteren Kollegen im Schichtdienst. Die Polizeioberkomissare Birger Rosenau, Claus Mikus, Uwe Titz und Hans-Georg Ameling wechseln sich auch bei der Objektschutzstreife ab. »Und wenn mal wirklich Not am Mann sein sollte, können wir jederzeit Verstärkung rufen. Kräder und Lotsenfahrzeuge sind immer verfügbar. Aber zurzeit ist hier alles ruhig«, berichtet Joachim Weißer und meint damit auch die Verkehrssituation. Im Gegensatz zum vergangenen Sonntag seien nur noch sporadisch Fans da.
Die Polizei aus dem Kreis Gütersloh steht ständig in Kontakt mit Thomas Vester, der dem so genannten »Team Security Liasion Officer« (TSLO) angehört. Der 47-jährige Polizeikommissar aus dem Saarland gehört zu einer bundesweiten Spezialabteilung, die die sichere Durchführung der WM-Spiele und des Rahmenprogramms gewährleisten soll. »Wir halten uns aber meist im Hintergrund«, sagt Thomas Vester, der zusammen mit der portugiesischen Nationalmannschaft im neuen »Sporthotel 11« in Marienfeld wohnt. Trotzdem ist er ganz nah am Team dran und hatte selbst schon mehrmals Kontakt zu Trainer Luiz Felipe Scolari. Vester: »Ich spreche Portugiesisch, weil ich mehrere Jahre in Brasilien gelebt habe. Ich begleite Portugal seit dem ersten Testspiel am 28. Februar in Düsseldorf gegen Saudi-Arabien.«
Auch die Gütersloher Polizeibeamten werden von Thomas Vester täglich über jede größere Aktivität der Stars um Figo, Deco & Co. informiert. »Wir müssen wissen, was sich gerade auf dem Gelände um die Portugiesen abspielt, damit wir entsprechend vorbereitet sind und handeln können«, erzählt Ludger Haase, der seinen normalen Dienstalltag in Harsewinkel absolviert. Doch die Tagespläne verraten sie nicht: »Geheime Kommandosache.«
Eine weitere Aufgabe der heimischen Ordnungshüter: Bürgernähe und Kontakte zur internationalen Presse. »Wir helfen, wenn sie beispielsweise Probleme mit der An- und Abreise haben oder bei der Orientierung«, berichtet Joachim Weißer. Alle sechs Beamten sind einer Meinung: »Das hier in Marienfeld ist etwas Besonderes. Wir können sagen, dass wir hautnah dabei gewesen sind und WM-Luft geschnuppert haben.« Und wer wird Weltmeister? Ludger Haase tippt auf das Endspiel Deutschland gegen Portugal, Joachim Weißer hingegen sieht die Italiener und Brasilianer im Finale. Doch auf einen Sieger legen sich die beiden nicht fest. Und Thomas Vester verrät: »Ich habe gar keine Ahnung vom Fußball.«

Artikel vom 08.06.2006