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Vorbilder und Helden
braucht das Land!

Ballack & Co. nutzen der Gesellschaft wenig

Michael Ballack gilt als Fußballstar, doch welchen Wert haben die Spitzenkicker für die deutsche Gesellschaft? Foto: Reuters

Über Fußballhelden und Ganztagsmütter macht sich dieser Leser unter anderem folgende Gedanken:
Was wäre Deutschland ohne Fußball? Fast alles im Lande dreht sich um das runde Leder, da profitiert und floriert die Wirtschaft, und auch in Regierungskreisen schätzte man natürlich noch ganz besonders den Nutzen des WM-Spektakels. Hoffnungsträger Fußball in stürmischen Zeiten, die geprägt sind von rigorosen Einsparungen, anhaltender Reformflut und neuesten Gesetzeswerken, wie zum Beispiel dem wohlklingenden »Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz«, das direkt nach der WM in Kraft treten soll.
Auch über die saftigste Steuererhöhung aller Zeiten können wir dank unserer Fußballhelden zumindest zeitweise hinwegsehen - Hauptsache, der Ball rollt. Das sagt sich auch der Hartz-IV-Empfänger von nebenan, solange das Bier reicht. Was soll schon verkehrt sein an Brot und Spielen...? Vorbilder und Helden braucht das Land!
Sieht man aber einmal vom Unterhaltungs- und Ablenkungseffekt ab, nützen uns vielumjubelte Vorbilder wie Ballack & Co. ziemlich wenig. Wären etwa 10000 neue Spitzenfußballer wirklich ein Gewinn für die Gesellschaft?
Die wahren Helden stehen aus meiner Sicht nicht auf dem grünen Rasen und setzen sich auch nicht im Fernsehen in Szene. Sich selbst aufopfernd, wirken und walten sie vielmehr zu Hause in der Wohnung, in der Küche oder am Wickeltisch.
Sie sind beim Spielen und Vorlesen zu finden, beim Zuhören, Trösten und Verarzten oder beim alltäglichen Wäschewaschen, einfach überall dort, wo sie allerdings keinen Applaus ernten und nur wenig gesellschaftliche Anerkennung.
Dabei sind die Gesellschaft und damit unser Gemeinwesen insgesamt gerade auf ihre Dienste existentiell angewiesen. Mütter, die ihre stille Heldenrolle ganztags ausüben, gibt es immer seltener. Als Lohn bekommen sie am Ende nicht einmal eine gesetzliche Rente, es sei denn, sie gehen doch einem Erwerb nach und geben ihre Lieblinge planmäßig in Krippen und Ganztagsschulen ab. Die zunehmende Steuerlast wie auch die von der Regierung angestrebte Kindergartenpflicht soll dazu beitragen.
Die wichtigere Frage lautet daher: Was wäre Deutschland ohne solche Mütter? Eine zunehmend mutterlose Gesellschaft verarmt. Geistig, seelisch und auch moralisch.
MATTHIAS HARTMANN33442 Herzebrock-Clarholz

Artikel vom 22.07.2006