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NRW-Theatertreffen startet heute

Von Christiane Jacke
Münster (dpa). In Münster bekommt die Fußball-WM Konkurrenz: Beim »25. NRW-Theatertreffen« können sich Besucher nicht anschauen, was die Welt zu Gast bei Freunden anstellt, wohl aber, was Nordrhein-Westfalens Theaterszene so hergibt.

Und das ist mindestens genauso aufregend, meint Matthias Heilmann, geschäftsführender Dramaturg an den Städtischen Bühnen in Münster, die das Festival zusammen mit dem Wolfgang-Borchert-Theater ausrichten. 14 Ensembles von Schauspielhäusern aus ganz NRW sind zwischen heute und 24. Juni zu Gast in Münster. Ein Rekord und gleichzeitig eine Endstation in der Festivalgeschichte. Aus Ostwestfalen-Lippe nehmen das Theater Bielefeld (»3 von 5 Millionen«, 19.6.), das Landestheater Detmold (»Es«, 20.6.) und die Westfälischen Kammerspiele Paderborn (»Push up 1-3«, 24.6.) teil.
Seit September 2005 sind Heilmann und sein Auswahlgremium durch NRW gereist und haben nach Stücken Ausschau gehalten, die aus der Reihe tanzen - mit kreativer Regieführung oder außergewöhnlicher Vorlage. Mehr als 60 Inszenierungen haben sie sich dabei angesehen. 14 haben es in den Spielplan des Theatertreffens geschafft - so viele wie nie zuvor. »Wir haben nicht nach inhaltlichen Gesichtspunkten gesucht, sondern nach dem, was nicht durchschnittlich ist«, erklärt Heilmann. »Aber wir haben auch versucht, möglichst alle Theater zu beteiligen, um die ganze Spannbreite in NRW zu zeigen, von den großen Häusern bis zu kleinen.«
Von den 18 in Frage kommenden städtischen und kommunalen Schauspielhäusern in NRW sind nur vier nicht dabei - mal aus technischen, mal aus finanziellen Gründen. »Aber zwei wollten auch einfach nicht teilnehmen«, sagt Heilmann. Das Theatertreffen sei nicht unumstritten, viele wünschten sich mehr internationalen Anstrich: »Für manche Ensembles hat das ganze Treffen nur Gastspielcharakter, zu dem sie an- und abreisen.« Ihnen fehle der Austausch und die internationale Relevanz. Die soll das Festival in Zukunft bekommen. Ab kommendem Jahr soll das Theatertreffen auch für internationale Aufführungen geöffnet werden.
Für das letzte Treffen dieser Form haben Heilmann und seine Kollegen vor allem zeitgenössische Stücke ausgewählt. Viele beschäftigen sich mit aktuellen Themen wie Arbeitslosigkeit, Karrierestreben und Konkurrenz im Arbeitsleben, Glaubensfragen in heutiger Zeit oder Abtreibung. Aber auch einzelne Klassiker sind dabei: etwa Friedrich Schillers »Jungfrau von Orléans« und »Die Räuber« - allerdings in moderner Inszenierung. Die meisten anderen Klassiker waren der Auswahldelegation »zu stadttheatermäßig, zu langweilig«, wie Heilmann sagt. Zum dritten Mal ist das Festival in Münster zu Gast. Dass wegen der Fußball-WM die Gäste ausbleiben, fürchtet Heilmann nicht.
www.nrw-theatertreffen.de

Artikel vom 08.06.2006