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Ein Herz für die Fußballexoten

Jeder zweite Deutsche bringt sich mit Fanartikeln in WM-Stimmung

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Warum Japan als erstes ausverkauft war, weiß ich nicht, aber zurzeit gibt es keine Flaggen von der Elfenbeinküste und von Portugal mehr - erst wieder von Donnerstag an«, sagt Uwe Eichler (Karstadt-Sportabteilung).

Fünf Mitarbeiter seien vor allem damit beschäftigt, all' das nachzubestellen, was der Fußballfan für unverzichtbar während der WM hält. Eichlers Kollege Michael Holtfrerich ergänzt: »Nicht nur die Favoriten, auch die Außenseiter, die Exoten, haben die Herzen der Fußballfans gewonnen.« Zurzeit (neben Deutschland) besonders begehrt: die Trikots von Trinidad und Tobago. Man habe Flaggen und Trikots aller Teilnehmerländer, zu Vorrundengruppen geordnet da - im Prinzip. Eichler versichert: »Was nicht sofort zu haben ist, wird nachgeordert.« Kommen die Favoriten weiter, ist alles gut in der Karstadt-Sportabteilung, schafft es aber ein krasser Außenseiter gar bis ins Finale, kann es eng werden. Eichler erinnert an die letzte Europameisterschaft: »Griechenland-Trikots waren einfach nicht mehr zu bekommen.« Geschäftsführer Thomas Kunz ist überzeugt, dass das Ergebnis einer Studie stimmt, der zufolge jeder zweite Deutsche mindestens einen Fanartikel während der WM kauft. Kunz: »Je weiter Deutschland kommt, desto besser ist das natürlich für den Umsatz.«
47 Prozent der Deutschen sollen laut Umfrage bereits Trikot, Fahne, Kappe oder Schal besitzen. Vor allem Kinder und Jugendliche wünschen sich ein Trikot - am liebsten eines mit dem Namenszug von Michael Ballack. »Da sind meist die Eltern die Sponsoren,« weiß Uwe Eichler. Er spricht von einer »logistischen Herausforderung« für sein Team, immer der Nachfrage zu entsprechen: »Deswegen sehen wir jedes Spiel auch aus anderer Perspektive als aus der des Fans.«
Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes, verspricht sich von der WM eine positive Stimmung für den Handel, glaubt aber nicht an einen »Selbstläufer«: »Ob der große Boom kommt, das werden wir sehen.« Zumal das, was unter dem Begriff »Fanartikel« läuft, ein »wirklich breites Feld« sei. Genth: »Das reicht von Gebäckstücken mit Fußballmuster bis hin zum 'Heiligen Rasen' zum selbst einsäen.« Alles, davon ist auch Genth überzeugt, »hängt vom Abschneiden der deutschen Mannschaft ab.«

Artikel vom 07.06.2006