07.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Fasziniert vom Anderen

Ausstellung »Berlin-Tokyo/Tokyo-Berlin« ist eröffnet

Berlin (dpa). In einer großen Schau mit dem Titel »Berlin- Tokyo/Tokyo-Berlin« zeigt die Neue Nationalgalerie Berlin von heute an die Kunst zweier Metropolen.
Mehr als 500 Exponate dokumentieren erstmals den künstlerischen Austausch zwischen Berlin und Tokio. Die Ausstellung umfasse die Jahre von 1900 bis zur Gegenwart, sagte der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Peter-Klaus Schuster, gestern.
Gezeigt werden Gemälde, Skulpturen, Grafiken, Fotografie, Videoarbeiten und Zeichnungen. Die von der Nationalgalerie und dem Mori Art Museum Tokio konzipierte Schau war bis Anfang Mai im 53. Stock des Mori Towers in den Tokioter Roppongi Hills zu sehen. Die Sammlung zog dort mehr als 340000 Besucher an. In der deutschen Hauptstadt ist »Berlin-Tokyo/Tokyo-Berlin - Die Kunst zweier Städte« bis zum 3. Oktober zu sehen.
In insgesamt 24 Kapiteln zeigt die große Schau, wie sich deutsche und japanische Künstler gegenseitig beeinflusst haben. Für die deutsche Seite stehen etwa Emil Nolde, Max Slevogt, Ernst Ludwig Kirchner, Franz Marc, Max Pechstein, George Grosz, Walter Gropius, Bruno Taut, Joseph Beuys und Candida Höfer. Der Architekt Toyo Ito hat für die obere Halle in Ludwig Mies van der Rohes Museumsbau eine riesige begehbare Skulptur geschaffen, in der zeitgenössische Künstler ihre Sicht vom urbanen Leben in den Metropolen zeigen. »Die wechselseitige Faszination hält an«, erklärte Peter-Klaus Schuster.
Schon um die Jahrhundertwende entdeckten die Berliner Secessionisten in Paris, dem Zentrum des Japonismus, die japanische Kunst. Zur gleichen Zeit übernahmen Tokioter Künstler die westliche Ölmalerei. Die Künstlergemeinschaft »Brücke« interessierte sich für japanische Farbholzschnitte, Nolde malte nach einer Japan-Reise 1913 Aquarelle mit fernöstlichen Motiven.
1914 organisierte der Berliner Herwarth Walden in Tokio die »Sturm«-Ausstellung, die erstmals Grafiken europäischer Avantgarde-Künstler in Japan zeigte. In den Jahren darauf wurde die Berliner Dada-Bewegung über den Künstler Tomoyoshi Murayama in Tokio bekannt. Er gründete die so genannte Mavo-Gruppe, die nach einem ziemlich ähnlichen Prinzip arbeitete.
In der Architektur gab es bereits früh Bindungen zwischen Berlin und Tokio. Berliner Architekten wie van der Rohe, Martin Gropius und Bruno Taut waren beeindruckt von der Klarheit der klassischen japanischen Architektur.
www.smb.museum/berlin-tokyo

Artikel vom 07.06.2006