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Die Zwischenmenschlichkeit stärken

Johann-Heermann-Haus will sich um neue ehrenamtliche Kräfte bemühen

Brackwede (ptr). Auf die Mittwochnachmittage freut sich Anneliese Thase (76), Bewohnerin des Johann-Heermann-Hauses (JHH), immer ganz besonders. Denn sie weiß, dass um Punkt 16 Uhr Edeltraud Hübner (75) an ihre Zimmertür klopfen wird und genug Zeit für ein freundschaftliches Gespräch, eine Bastelstunde oder einen kleinen Spaziergang mitbringt.

Ehrenamtliche Einzelbetreuung nennt sich dieser Dienst, den Thase seit gut zwei Jahren genießt. Ein Luxus, der längst nicht jedem Bewohner des JHH vergönnt ist, obwohl ihn mancher mangels Besuchen von Angehörigen gut gebrauchen könnte. »Derzeit beherbergen wir 137 schwer- oder schwerstpflegebedürftige Menschen«, sagt Sozialarbeiter Oliver Stief. Dem stünden nur zehn eigene Einzelbetreuer und ein paar Kräfte vom Besuchsdienst des Diakonie-Verbandes Brackwede gegenüber.
Deshalb will sich das JHH in den kommenden Wochen verstärkt um neue ehrenamtliche Helfer bemühen. »Egal ob jung oder alt - uns ist jeder willkommen, der sich um einen unserer Bewohner kümmern möchte«, sagt Stief. Erwartet werde lediglich eine gewisse Kontinuität in der Betreuung sowie eine gute Kooperation mit dem Pflegepersonal. »Schließlich sollen die Einzelbetreuer unsere Pflegekräfte nicht ersetzen, sondern eine Qualität im zwischenmenschlichen Bereich einbringen, für die im Alltag oft kaum noch Zeit bleibt.«
Edeltraud Hübner ist seit acht Jahren als Betreuerin im JHH tätig und fühlt sich überaus wohl: »Als Betreuer wird man hier geachtet und in Entscheidungen einbezogen«, sagt sie. Wenn die Chemie zur betreuten Person nicht stimme, könne man sich von einer Aufgabe auch ohne schlechtes Gewissen wieder lösen. Fortbildungen zum Umgang mit Bewohnern, die an Demenz leiden, zur richtigen Gesprächsführung oder zur Handhabung eines Rollstuhls würden zusätzlich helfen, Unsicherheiten abzubauen.
»Man bekommt für seine Arbeit viel zurück«, sagt Hübner, die mittlerweile eine feste Freundschaft zu Anneliese Thase pflegt. Ab und an wird man für die Pflegekräfte gar unverzichtbar. »Wenn überhaupt jemand Frau Thase dazu bewegen kann, ihr Zimmer zu verlassen, dann ist es Frau Hübner«, lobt Stief. Interessenten für Betreuungsarbeit können sich unter Tel. 0521 / 94 15 118 (Oliver Stief) oder 0521 / 94 15 131 (Claudia Szillat) melden.

Artikel vom 07.06.2006