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Großer Respekt vor »el número 7«

Nach Ballacks Ausfall fürchtet Costa Rica nun »Schweini« und »Poldi«

München (dpa). Plötzliche Personalprobleme oder nur ein Riesenbluff? Vor dem WM-Eröffnungsspiel gegen Deutschland bangte Costa Rica angeblich um den Einsatz dreier Stammkräfte. Mannschaftsarzt Gerardo Artavia teilte gestern nach dem Geheimtraining in Garching mit, José Porras, Mauricio Solís und Gilberto Martínez seien verletzt.

»Wenn das Spiel heute wäre, könnten sie nicht auflaufen.« Möglicherweise handelt es sich aber nur um ein taktisches Manöver von Trainerfuchs Alexandre Guimaraes, um die Gastgeber vor dem Auftaktmatch ein wenig hinters Licht zu führen. »Es könnte sein, dass bei den dreien alte Verletzungen aufgebrochen sind«, sagte Artavia. »Sie sollen sich jetzt ausruhen und nicht belasten.«
Porras, die Nummer 1 im Tor, soll eine Adduktorenverletzung haben. Mittelfeldmann Solís machen angeblich die Muskeln Probleme. Beide wirkten aber am Vortag im WM-Quartier Walldorf noch äußerst fit. Allein Verteidiger Martínez reiste schon aus Italien von seinem Club Brescia Calcio mit Kniebeschwerden an und trainierte die ganzen Tage kaum mit der Mannschaft. Mögliche Alternativen sind Keeper Alvaro Mesén, der junge Randall Azofeifa fürs Mittelfeld und Jervis Drummond.
Ungeachtet des möglichen Ausfalls der drei Stützen will Außenseiter Costa Rica mit einem Betonbollwerk, bedingungsloser Laufbereitschaft und japanischer Taktik den Deutschen ein Bein stellen. »Wir müssen die Schlüsselspieler neutralisieren und zudem in dieser Partie so viel laufen wie noch nie in unserem Leben«, gibt Solís als Marschrichtung vor. »Japan war beim 2:2 ein Beispiel für uns.« Auch wenn der Gastgeber Favorit ist, trauen sich die Zentralamerikaner eine Überraschung zu. »Wir haben nicht die Qualitäten von Deutschland. Aber warum sollten wir nicht trotzdem gewinnen?«, sagt Sturmspitze Paulo Wanchope.
Alle costaricanischen Kicker hatten einen Heidenrespekt vor Michael Ballack, weshalb die Nachricht vom Ausfall des Mittelfeldstars große Erleichterung hervorrief. Guimaraes wollte seine Strategie aber ohnehin nicht von Ballack abhängig machen. »Wir beschäftigen uns nur mit uns«, sagte der 46-Jährige. Neben Ballack genießen auch der für die Costaricaner nahezu unaussprechliche Bastian Schweinsteiger, den sie einfach »el número 7« (die Nummer 7) nennen, und Lukas Podolski höchste Wertschätzung. »Podolski ist am Ball stärker als Miroslav Klose, und die Nummer 7 macht viel Druck«, urteilte Douglas Sequeira, der eine Art Libero in der Dreier-Abwehrkette spielt und den deutschen Fußball in seinen beiden Jahren beim Karlsruher SC als einziger »Tico« persönlich kennen gelernt hat.

Artikel vom 09.06.2006