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Stromkonzerne
unter Druck

Länder nehmen Preise unter die Lupe

Düsseldorf (dpa). Der Druck auf die Energieversorger, die Strompreise zu senken, wächst. Nach dem Vorstoß Hessens, notfalls Preissenkungen anzuordnen, nehmen auch andere Bundesländer die Entwicklung der Strompreise stärker unter die Lupe.

So ist das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium ungerechtfertigten Strompreiserhöhungen auf der Spur. Die Branche lehnte Preissenkungen ab.
Aus dem Wirtschaftsministerium in Düsseldorf hieß es, 15 von 89 Netzbetreibern hätten möglicherweise bei ihren letzten Tarifanpassungen zu hohe Netzentgelte einkalkuliert. Die Unternehmen wurden aufgefordert, Stellung zu beziehen. Wenn sich der Eindruck bestätige, müssten die Versorger Preisvorteile an ihre Kunden weitergeben.
Die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft rechnet noch in diesem Jahr mit sinkenden Strompreisen. Grund dafür seien die zu erwartenden niedrigeren Netznutzungsgebühren, die die Regulierungsbehörde Anfang Juli festlegen wolle, sagte Behördensprecher Christoph Lang gestern in Berlin. Diese Gebühren müssen Wettbewerber für die Nutzung eines fremden Stromnetzes zahlen. Die bis Mitte 2007 genehmigten Strompreise könnten sofort widerrufen werden, sagte Lang.
Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Elektrizitätswirtschaft (VDEW), Eberhard Meller, zeigte sich »irritiert über die Äußerungen einiger Wirtschaftsministerien der Länder«. »Die Branche hat ihre Hausaufgaben gemacht und kann deshalb nicht nachvollziehen, dass die Strompreise jetzt sinken sollen.« Der Strommarkt funktioniere nicht von heute auf morgen. So lägen dem heutigen Strompreis im Wesentlichen die Beschaffungskosten aus dem Jahr 2005 zu Grunde.
Der in Niedersachsen für die Strompreise zuständige Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) appellierte unterdessen an die Stromunternehmen, fair zu sein und die an der Strombörse deutlich gesunkenen Preis an die Verbraucher weiterzugeben. Auch die bisherigen hohen Kurse seien nahezu vollständig in die Strompreise eingerechnet worden, obwohl den Energieversorgern zu Beginn des Emissionshandels ausreichend Zertifikate kostenlos zugeteilt worden seien.
Auch Bayern will die Strompreisentwicklung genau beobachten. Hamburg wartet nach Angaben eines Sprechers zunächst ab, wie die Stromkonzerne sich verhalten werden. Für Hamburg muss sich Vattenfall Europe seinen Grundtarif genehmigen lassen. Die Preiserhöhung um 5,1 Prozent im Mai sei Vattenfall nur unter der Auflage erteilt worden, dass der Konzern jede weitere Senkung der Netzdurchleitungsgebühren in voller Höhe an seine Kunden weiterleite, sagte Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU).

Artikel vom 07.06.2006