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Ronaldinho ist drei
bis fünf Ballacks wert

Brasilien ist der Weltmeister beim Marktwert

Königstein (dpa). In der Stadt mit der höchsten Millionärsdichte in Deutschland rollt nicht nur der Rubel, sondern auch der Ball der teuersten WM-Mannschaft.

Ausgerechnet in Königstein/Taunus, wo auf 10 000 Steuerpflichtige 97 Millionäre kommen, bereitet sich der fünfmalige Weltmeister Brasilien auf seine Auftritte vor. Der Gesamt-Marktwert der 23 Spieler des Titelverteidigers liegt nach Schätzungen bei 410 Millionen Euro. Noch nie wurden die Spieler einer Nationalmannschaft so schwindelerregend hoch gehandelt. Die Internet-Seite transfermarkt.de berechnete hingegen den Wert auf 373 Millionen und stufte Italien (377) höher als den Titelverteidiger ein.
»Heute werden die brasilianischen Spieler doch für den europäischen Markt geboren«, sagte der »Fußball-Philosoph« und frühere Kapitän Brasiliens, Sócrates. Etwa 5000 »Samba«-Kicker spielen im Ausland, über 300 verließen allein im vergangenen Jahr nach Angaben des Brasilianischen Fußball-Verbandes (CBF) das Land und heuerten bei einem Club in Europa, den USA oder Asien an.
Für die etwa sieben Millionen Kicker im größten Land Südamerikas symbolisieren Ronaldinho, Ronaldo und Co. eine Karriere, wie man sie sich selbst in den kühnsten Träumen kaum ausmalen kann. Die Nationalspieler sind längst nicht nur Fußballstars, sondern auch Werbe-Ikonen und Clubkapital. Lediglich Multi-Millionär Roman Abramowitsch könnte sich, wenn er seine wahnwitzige Einkaufstour für den FC Chelsea fortsetzt, demnächst eine noch teurere Mannschaft zusammenkaufen als es die brasilianische Auswahl derzeit ist.
Ronaldo de Assis Moreira - kurz: Ronaldinho - gilt als der wertvollste Profi der Fußball-Geschichte. Sein Stellenwert lässt sich auch an ganz profanen Dingen ermessen: Sammler von Panini-Klebebildern geben einen Ronaldinho nur für drei bis fünf Porträts von Michael Ballack her. Beim FC Barcelona, den Ronaldinho zwei Mal zur spanischen Meisterschaft und ein Mal zum Champions-League-Triumph geführt hat, steht er bis 30. Juni 2010 unter Vertrag. In der Ausstiegsklausel ist die Summe von 125 Millionen Euro festgeschrieben. Transfermarkt.de bezifferte den Marktwert Ronaldinhos auf 70 Millionen.
Bevor der »Weltfußballer« von 2004 und 2005 in Spanien verlängert hatte, bot angeblich Abramowitsch 140 Millionen, um Ronaldinho zum FC Chelsea zu locken. Die Angaben über das Jahresgehalt des Ballzauberers beginnen bei 15 Millionen auf der nach oben offenen Skala. Auch unabhängig von der Ausstiegsklausel gilt der 26-Jährige als der teuerste Profi. Die Beratungsfirma BBDO Deutschland bezifferte Ronaldinhos Marktwert - gemessen an Einkommen und Sponsorenverträgen - auf 47 Millionen Euro.
Der einzige Spieler, der in diesem Sommer ablösefrei wechseln kann, ist Zé Roberto: Der FC Bayern München wollte den Vertrag des Mittelfeldspielers nicht verlängern. »Natürlich habe ich mehrere Angebote, aber in diesem Moment möchte ich mich ganz der brasilianischen Auswahl widmen«, sagte der 31-Jährige, der sich vor seinem letzten großen Wechsel nochmal mächtig ins Zeug legt: In der WM-Vorbereitung zählte Zé Roberto zu den Besten beim fünfmaligen Weltmeister.

Artikel vom 07.06.2006