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Show mit wenig Nutzwert

Comeback im Brand-Team für Schwarzer vorstellbar

Berlin (dpa). Hohe Wertigkeit und hohe Aussagekraft kann das Resultat des so genannten All-Star-Spiels der Handball-Bundesliga nicht beanspruchen. Das 37:36 (17:18) der deutschen Nationalmannschaft gegen eine von Fans gewählte Bundesliga-Auswahl in Berlin hatte höchstens Unterhaltungswert.

»Es ging darum, den Leuten als Abwechslung zum harten Alltagskampf in der Liga eine Schau zu zeigen. Nur das soll so eine Veranstaltung bieten«, rückte Lemgos Ex-Nationalspieler Christian Schwarzer die Relationen zurecht.
»Was soll ich da von der Bank groß herum gestikulieren. Wir wollten Spaß verbreiten und Werbung für den Handball machen«, erklärte Bundestrainer Heiner Brand seine ungewohnte Zurückhaltung und wehrte vorherige Absprachen vehement ab. Trotzdem habe die Begegnung für ihn sportliche Aufschlüsse im Hinblick auf die WM 2007 in Deutschland gegeben. »Ich konnte Spielern wie Lars Kaufmann einmal längere Einsatzzeiten geben, weil der Sieg dieses Mal eben nicht im Vordergrund stand«, begründete der Gummersbacher den Test vor zwei Länderspielen am Wochenende gegen Weltmeister Spanien.
Beste Werfer waren Kaufmann (Wetzlar/5) für die Nationalmannschaft sowie Piotr Przybecki (Nordhorn/6) und Schwarzer (Lemgo/6) für die Liga-Auswahl.
Zu Anfang der Partie hatte Brand mit Genugtuung zugesehen, wie seine ehemaligen Schützlinge um Stefan Kretzschmar, Daniel Stephan und den in Berlin vom Parkett verabschiedeten Volker Zerbe das Publikum mit Gala-Einlagen verzauberten. Der Spaß-Charakter wurde von der aktuellen Auswahl teilweise aufgenommen. Vor allem Markus Baur erhielt für sein sehenswertes Trick-Tor aus dem Rückraum Beifall. Doch als der Kieler Meister-Coach »Noka« Serdarusic seine bunte Auswahl munter durchwechselte, ging merklich der Spielfluss verloren. Zudem drängte sich punktuell der sportliche Charakter in den Vordergrund, als sich sonstige Bankspieler wie Kaufmann mit Hammerwürfen beim Bundestrainer in Erinnerung brachten.
Die Zuschauer huldigten den Akteuren mit bravem Applaus. Ob die Veranstaltung allerdings die von der Liga gewünschte Dauer-Party in Berlin wird, ist fraglich. Nur die Hälfte der etwa 10 000 Hallenplätze waren besetzt, viele davon über Freikarten.
Am Rande der Partie schloss der vor zwei Jahren aus der Nationalmannschaft verabschiedete Christian Schwarzer ein Comeback auf internationalem Parkett nicht aus. »Ich gehe eigentlich davon aus, dass dieses Kapitel für mich beendet ist. Aber wenn Not am Mann ist und der Bundestrainer mich anruft, weil auf meiner Position zu viele Verletzte sind, werde ich mich nicht sträuben«, sagte der Europameister von 2004.

Artikel vom 07.06.2006