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Grönefeld geht als Letzte

French Open: 5:7, 2:6 gegen Titelverteidigerin Henin-Hardenne

Paris (dpa). Anna-Lena Grönefeld hat den Einzug ins Halbfinale der French Open verpasst, sich durch ihre überzeugenden Auftritte in Paris aber in der Weltspitze etabliert.

Gegen Titelverteidigerin Justine Henin-Hardenne verlor die 21-Jährige gestern 5:7, 2:6 und verabschiedete sich als letzte Deutsche aus dem Turnier. Dennoch konnte sich die beste deutsche Tennisspielerin über den bislang größten Erfolg ihrer Karriere freuen. Erstmals in ihrer Laufbahn bestritt sie das Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers - seit Steffi Graf 1999 hatte bis dahin keine deutsche Spielerin mehr in der Runde der letzten Acht von Roland Garros gestanden.
»Das ist auf jeden Fall ein Meilenstein«, hatte die Weltranglisten-14. bereits nach ihrem Viertelfinal-Einzug gesagt. »Im Moment bin ich frustriert und enttäuscht. Aber in ein paar Tagen kann ich sicher auf das Turnier zurückblicken und sagen, dass es ein großer Erfolg war«, sagte sie nach der Niederlage gegen Henin- Hardenne. »Spielerisch konnte ich mithalten, im zweiten Satz habe ich aber in der Intensität nachgelassen.« Gestern Abend flog sie nach Deutschland zurück um sich zu Hause auf die Rasen-Saison vorzubereiten: »Ich werde mit viel Selbstbewusstsein da rangehen und versuchen, mein Spiel auf diesem Belag zu verbessern.«
Am Ziel wähnt sich Grönefeld, die 2003 die Junioren-Konkurrenz der French Open gewann, noch lange nicht. »Ich werde jetzt als jemand wahrgenommen, der ganz oben mitspielt, als Rivalin, die um die großen Titel kämpft«, sagte die Blondine. Der Vorstoß in die Top Ten soll nicht mehr lange auf sich warten lassen: »Ich will die Tür bald aufstoßen. Das ist mein großes Ziel.«
Tatsächlich etabliert sich die mit Abstand stärkste Deutsche auf der Tour auch allmählich als legitime Nachfolgerin von Steffi Graf und Anke Huber. »Sie spielt ein Klasseturnier«, hatte Fedcup- Teamchefin Barbara Rittner gesagt, nachdem ihre Nummer eins auf dem Weg ins Viertelfinale die Französin Camille Pin, Jamea Jackson aus den USA, die Russin Maria Kirilenko und Gisela Dulko aus Argentinien ausgeschaltet hatte. »Man sieht, dass sie sich unter den Topleuten etabliert hat. Sie ist schon eine große Fighterin.«
Obwohl ihr mit einem möglichen Halbfinal-Einzug die Krönung versagt blieb, kann Grönefeld auf eine erfolgreiche Woche auf der roten Asche von Roland Garros zurückblicken, die ihr auch das mit 111 625 Euro bislang größte Preisgeld ihrer Laufbahn bescherte.
Gegen Henin-Hardenne durfte die in den USA lebende Nordhornerin zum ersten Mal auf dem großen »Court Suzanne Lenglen« antreten und zeigte sich von der ungewohnten Kulisse gänzlich unbeeindruckt. »Grönefeld - die Unbekannte« hatte noch die Zeitung »La Libre Belgique« geschrieben. Doch Henin-Hardenne lernte schnell die aggressive und variable Spielweise ihrer Gegnerin kennen.
Während der Seitenwechsel schaute Grönefeld immer wieder auf handgeschriebene Notizzettel, auf denen ihr Trainer Rafael Font de Mora Tipps und Anweisungen notiert hatte.
Die Nordhornerin hielt gut mit der Top-Favoritin auf den Turniersieg mit. Erst als im zweiten Satz die Kräfte bei der noch immer gehandicapten Grönefeld schwanden, sicherte sich Henin-Hardenne den Sieg.

Artikel vom 07.06.2006