06.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Flügel in den Wind gedreht

Führung durch die Mühlen des Bauernhaus-Museums


Bielefeld (sas). Ganz konfliktfrei war das Verhältnis zwischen Müller und Mahlgast nicht immer: Denn beim Mahlen vergrößerte sich das Volumen des Mahlgutes: Aus einem Scheffel Korn wurde mehr als ein Scheffel Schrot. Nur wieviel mehr? Das kam auch auf den Feuchtigkeitsgehalt des Korns an. Feuchtes Korn brachte mehr Gewicht auf die Waage. Und da der Müller als Lohn ein Achtzehntel bis ein Vierundzwanzigstel des Mahlgutes behielt, konnte das schon ins Gewicht fallen.
Historisches und Allerlei zur Mühlentechnik konnten Besucher des Bauernhaus-Museums gestern erfahren: Am Mühlentag führte Lutz Volmer durch die Bokemühle und die Bockwindmühle des Museums. Die Bockwindmühle ist aus dem Jahr 1686 und wurde in Isenstedt, Kreis Lübbecke, errichtet. »Mit einem Wendebaum wurden die mit Leinenbahnen bespannten Flügel in den Wind gedreht.« Zu heftig allerdings durfte es nicht wehen: Dann wurde die Mühle, die auf vier kompakten Steinsäulen »aufgebockt« ist, abgestellt.
Zwei Umzüge hat die Mühle an der Ochsenheide hinter sich: 1868 erstand sie ein Müller aus Hille, wo sie bis 1934 in Betrieb war, 1935 kam sie an ihren jetzigen Standort. Wer ihr »Innenleben« erkunden will, sehen will, wie Zahnräder ineinandergreifen und das Mahlwerk antreiben, muss vorsichtig zwei Holzleitern erklimmen.
Leichter fällt da der Blick in die Bokemühle. Ihr Hammerwerk wurde, erklärte Volmer, durch ein umlaufendes Pferd betrieben. »Beim 'Boken' wurden die Flachstengel weichgeschlagen.« Zuvor allerdings waren die Stengel, nachdem die Samenkapseln abgetrennt waren, »geröstet« worden. Darunter verstand man das Aufschichten in einem Teich: Der Gärungsprozess weichte den holzigen Kern schon einmal auf. Zwei Bokemühlen gibt es noch in der Region, die des Bauernhaus-Museums ist von 1826, und auch sie stammt aus Hille.

Artikel vom 06.06.2006