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Atomstreit mit Iran

Keine Kehrtwende Teherans


Die iranische Fußball-Nationalmannschaft hat noch vor dem Anstoß in ihrem WM-Quartier am Bodensee eine Charme-Offensive gestartet und die iranische Führung hat auf das »Zuckerbrot und Peitsche-Angebot des Westens im Atomstreit gestern überraschend positiv reagiert. Sucht hier etwa Iran, dass sich in den letzten Monaten vor allem dank seines unberechenbaren Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad zunehmend isoliert hat, wieder die Nähe des Westens?
Auf den ersten Blick könnte man an eine Kehrtwende in Teheran glauben. Es ist jedoch kaum anzunehmen, dass sich Iran von der westlichen Geschlossenheit wirklich beeindrucken lässt, auch nicht davon, dass sich die USA nach 27 Jahren dazu durchgerungen haben, die Eiszeit zu durchbrechen.
Es ist vielmehr zu befürchten, dass Teheran eine gute Chance sieht, das Katz- und Maus-Spiel weiter zu betreiben: Man zeigt sich handlungsbereit. Über das von EU-Chefdiplomat Javier Solana vorgelegte Paket aus Anreizen und Drohungen muss natürlich gesprochen werden, eine schnelle Antwort kann aber niemand erwarten, so das Kalkül.
Mit Drohungen kann man Iran auch keine Angst einjagen, zumal Moskau ja schon angekündigt, eventuelle Sanktionen würden keinen Militärschlag beinhalten. Und die USA werden einen Alleingang im Moment nicht wagen. Es wird also verhandelt, bis Iran am Ziel seiner Wünsche ist. Dirk Schröder

Artikel vom 07.06.2006