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Bär wagt sich zu Menschen vor

»Meister Petz« zurück in Bayern - Spur direkt neben Wohnhaus entdeckt

Mittenwald (dpa). Der Braunbär »JJ1« ist am Pfingstwochenende nach Deutschland zurückgekehrt und hat in dem beliebten Urlaubsgebiet rund um das Wettersteingebirge sechs Schafe getötetEine Anwohnerin zeigt zwei Gipsabdrücke, die sie von den Bärentatzen gemacht hat. Foto: dpa

Der Bär müsse schnell gefangen oder notfalls erlegt werden, sagte gestern Roland Eichhorn, Sprecher des bayerischen Umweltministeriums. Spätestens bis Ende der Woche soll sich ein Bärensuchteam aus Finnland auf die Jagd machen. Auch die Umweltstiftung WWF befürchtet, dass der Bär bald auf Menschen treffen könnte.
Das Tier war vor mehr als zwei Wochen als erster wilder Bär nach 170 Jahren nach Deutschland gekommen. Zwischenzeitlich kehrte er nach Österreich zurück. In der Nacht zum Sonntag riss »JJ1« aber erneut drei Schafe auf einer Weide bei Klais im Landkreis Garmisch- Partenkirchen. In der Nacht zum Montag schlug er dann nur vier Kilometer Luftlinie entfernt wieder zu: Am Lauterersee bei Mittenwald riss er ebenfalls drei Schafe und verletzte vier weitere Tiere. Dort kam der Bär in die Nähe von Ferienpensionen und Wanderwegen. Eine Bärenspur sei weniger als einen Meter von einem bewohnten Haus entfernt gewesen, berichtete WWF-Sprecher Jörn Ehlers. »Da wird die Gefahr einer Begegnung zwischen Mensch und Bär immer größer.«
Für das bayerische Umweltministerium steht nach Angaben des Sprechers fest: »Es besteht kein Zweifel, dass es unser ÝJJ1Ü ist.« Die Verhandlungen mit dem finnischen Bärensuchteam seien so gut wie abgeschlossen. Dessen Hunde sollen »JJ1« in die Enge treiben, dann solle ein österreichischer Betäubungsgewehrschütze auf das Tier schießen, erklärte der Ministeriumssprecher. Die Tötung des Bären ist aber nach wie vor nicht ausgeschlossen. »Wir möchten ihn lebend fangen, die Abschussgenehmigung bleibt aber für den Notfall bestehen«, sagte Eichhorn. Wenn der Bär gefasst sei, komme er zuerst in den Wildpark Poing.
Der zwei Meter große und 100 Kilo schwere Bär hat in Bayern bereits 17 Schafe gerissen, elf Hühner getötet und einige Bienenstöcke ausgeraubt. Das Tier ist extrem mobil und legt mitunter mehr als 20 Kilometer pro Nacht zurück.

Artikel vom 06.06.2005