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Nach VHS-Neuordnung
fällt erstes Fazit kritisch aus

In den Bezirksvertretungen Brackwede und Sennestadt

Brackwede/Sennestadt (ho/sw). Gerade einmal zwei Monate ist es her, dass die Volkshochschulangelegenheiten der VHS-Nebenstellen Brackwede, Sennestadt und Senne zentralisiert und nach Bielefeld verlagert wurden. Bei der Vorlage des Programms 2006/07 in den jüngsten Bezirksvertretersitzungen in Brackwede und Sennestadt sahen sich Skeptiker der Zentralisierungsmaßnahme bestätigt.

In Brackwede schmilzt das Angebot, zudem sind hier bestimmte Dinge, zum Beispiel ein eigens gedrucktes Programm, organisatorisch nicht mehr zu leisten. In der Brackweder BZV-Sitzung lehnten die Kommunalpolitiker die Verwaltungsvorlage ab. In Sennestadt dagegen wurde sie angenommen - mit dem Zusatz des Missfallens der Bezirksvertreter über die neue Regelung.
In der abgelehnten Beschlussvorlage der Verwaltung für den Bereich Brackwede reduziert sich das Angebot an Veranstaltungen von 172 auf 150, die Zahl der Unterrichtsstunden wird mit 2400 (Vorjahr 2627) kalkuliert. Im Fachbereich Politik und Gesellschaft seien Einzelveranstaltungen aufgrund des hohen Arbeitsaufwandes nicht mehr vorgesehen, ließ die Zentrale die Bezirksvertretung wissen. Und im Bereich Sprachen würden Folgekurse im Herbstsemester nicht wieder angeboten, weil etliche Kurse, darunter auch »Deutsch als Fremdsprache«, mangels Beteiligung schon in diesem Semester abgesagt wurden.
Dr. Bernd Brunemeier (SPD), der die Vorlage »mit Interesse, aber auch Enttäuschung« zur Kenntnis nahm, äußerte zwar ein gewisses Verständnis für die Umstellungsprobleme. »Das darf aber nicht zu Einschränkungen bei der Weiterbildung führen«. Er habe damit gerechnet, dass die Zentrale die Schwierigkeiten über einige Monate kaschieren werde. »Mit welch entwaffnender Ehrlichkeit, aber auch Dreistigkeit uns jetzt die Vorlage zur Beschlussfassung vorgelegt wird, ist schon erstaunlich.«
Brunemeier unterstrich die Forderung nach einem eigens für Brackwede gedruckten Programm. Zwar sind alle Brackweder Veranstaltungen in dem kostenpflichtigen Gesamtprogramm der VHS Bielefeld enthalten, zu finden allerdings nur unter den jeweiligen Fachgebieten. Das von Sponsoren finanziell unterstützte eigene Programmheft lag in der Vergangenheit im Bezirksamt und vielen Geschäften kostenlos aus.
VHS-Nebenstellenleiterin Christel Gieseke, die jetzt in der Zentrale ganze 4,37 Stunden in der Woche für die Belange Brackwedes aufwenden kann: »Wer die Verwaltungsaufgaben für ein derartiges Stadtteil-Programm übernehmen könnte, ist noch nicht eindeutig geklärt.« Und das, obwohl Erster Beigeordneter Rainer Ludwig in der Verwaltungsvorlage mitgeteilt hatte, »dass die Zentrale sich grundsätzlich in der Lage sieht, bisherige Verwaltungsleistungen zur Unterstützung der Nebenstellenleiterin zu leisten«.
Die SPD brachte den Antrag ein, »alle notwendigen Verwaltungsleistungen bereitzustellen, um das VHS-Angebot mindestens auf dem bisherigen Niveau zu halten«. Und der kam durch, mit den Stimmen der SPD, der Grünen, von CDU-Bezirksvorsteher Siegfried Kienitz und BfB-Vertreter Horst Breipohl, gegen FPD-Bezirksvertreter Volker Sielmann und fünf Enthaltungen der CDU. Die Verwaltungsvorlage wurde mit einem Patt bei 8:8 Stimmen abgelehnt.
In Sennestadt sieht die Situation etwas anders aus. Dort bleibt das Angebot im Herbstsemester mit 87 Kursen und 1735 Unterrichtsstunden nahezu konstant, auch ein eigenes Programmheft soll erscheinen. Darin nicht mehr enthalten wird das Konzert des Gospelchores sein, das die Mitglieder - wie berichtet - nun in Eigenregie organisieren wollen. Taktische Überlegungen, die Beschlussvorlage abzulehnen, um »ein Zeichen zu setzen«, verwarfen die Bezirksvertreter nach längerer Diskussion.

Artikel vom 03.06.2006