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Deutscher Pisa-Test kommt

Länder beschließen neue Studie - NRW führt Berufsgymnasien ein

Düsseldorf (WB/kol/dpa). Schulkinder müssen sich in Deutschland künftig einem nationalen Leistungstest stellen. Das hat am Freitag die Kultusministerkonferenz beschlossen. Zugleich kündigte das Land Nordrhein-Westfalen an, Berufsgymnasien einzuführen.

Nach dem Beschluss der Kultusminister soll mit dem zusätzlichen nationalen Test von 2009 an in Stichproben länderübergreifend überprüft werden, ob die Schulen die neuen bundesweiten Bildungsstandards erfüllen. In diesen Standards wird festgelegt, was ein Schüler zum Ende einer Jahrgangsstufe jeweils können muss. Die nationalen Tests sollen in der dritten Klasse sowie für den Hauptschulabschluss in der achten und für den mittleren Schulabschluss in der neunten Klasse vorgenommen werden. In den Grundschulen soll der Ländervergleich in Deutsch und Mathematik im fünfjährigen Rhythmus stattfinden. Erstmals ist dies für das Jahr 2011 geplant. An den weiterführenden Schulen sind die Vergleiche alle sechs Jahre vorgesehen. In den Fächern Deutsch, Englisch und Französisch sollen die Tests erstmals im Jahr 2009 stattfinden, in Mathematik, Biologie, Chemie und Physik im Jahr 2012. Zusätzlich soll es in allen Bundesländern Vergleichsarbeiten geben, die jeder Schüler schreiben muss.
In Nordrhein-Westfalen wird es im kommenden Schuljahr in der Grundschule Vergleichstests erstmals bereits in Klasse drei geben. Termine sind der 8. Mai 2007 für das Fach Mathematik und der 10. Mai für das Fach Deutsch.
Nach Beschluss der Kultusminister bleibt es auch bei Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur auf zwölf Jahre dabei, dass die Mittlere Reife an Gymnasien erst nach der zehnten Klasse erworben wird. Eine Sonderklausel ermöglicht den Abschluss schon nach neun Jahren, wenn der Schüler eine Berufsausbildung aufnimmt.
Nordrhein-Westfalen will Berufskollegs mit gymnasialer Oberstufe deutlich aufwerten und ihnen den Titel Berufsgymnasium verleihen. In Baden-Württemberg machen 25 Prozent der Abiturienten die Reifeprüfung an solchen Schulen, die neben dem Abschluss auch berufliche Bildung vermitteln. In NRW sind es derzeit weniger als zehn Prozent.
Zugleich ändert die schwarz-gelbe NRW-Koalition das geplante Verfahren zur Schulleiterwahl. Stimmberechtigt soll neben Eltern und Lehrern künftig auch ein Vertreter der jeweiligen Kommune sein. Bewerber müssen einen Schulleiterlehrgang absolvieren.
Nach dem Bericht der Kultusministerkonferenz verfügt fast jedes zweite in Deutschland geborene Kind von Zuwanderern nicht über notwendige Grundkenntnisse in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften. 18,5 Prozent der Bevölkerung stammen dem Bericht zufolge aus Zuwandererfamilien.
Das Institut der Wirtschaft schlägt die Einführung von verbindlichem Ganzstagsunterricht und gebührenfreie Kindergartenpflicht vom vierten Lebensjahr an vor. Der Staat müsste dazu 20 Milliarden Euro zusätzlich aufwenden. Durch intensiveren Nachmittagsunterricht und individuelle Förderung der Kinder aber könne der Anteil der nicht ausbildungsfähigen Schüler gesenkt werden, so dass spätere Nachschulungen entfielen. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 03.06.2006