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Mozart und Salsa auf Tuchfühlung

Mehr als 800 Besucher bei Weltklassekonzert zugunsten des Freibades


Von Malte Samtenschnieder
(Text und Fotos)
Brackwede (WB). Obwohl das Konzert »Mozart meets Cuba« mit der Formation »Klazz Brothers and Cuba Percussion« wegen des schlechten Wetters vom Brackweder Freibad in den Ringlokschuppen verlegt werden musste, tat dies der Begeisterung keinen Abbruch. Ausgelassen feierten am Samstag mehr als 800 Zuhörer eine »mozarteske« Salsa-Nacht.
»Natürlich wäre es schöner gewesen, wenn wir das Konzert zum 80-jährigen Bestehen des Bades wie geplant als ÝHeimspiel unter freiem HimmelÜ hätten veranstalten können«, sagte Peter Rausch, Vorsitzender des Freibadfördervereins. Nach dem vielen Regen sei dies aber nicht möglich gewesen. »Der Freibadrasen war so aufgeweicht, dass wir darauf keine Bühne hätten aufbauen können.« Froh sei das zehnköpfige Organisationsteam deshalb gewesen, in den Ringlokschuppen ausweichen zu können.
Die Zuhörer wurden für den Umweg reich belohnt. Denn die »Klazz Brothers« Tobias Forster (Piano), Kilian Forster (Bass) und Tim Hahn (Drums) sowie die kubanischen Percussionisten Alexis Herrera Estevez (Timbales) und Elio Rodriguez Luis (Congas) verwöhnten sie mit einem spannungsgeladenen Musikspektakel auf Weltklasseniveau.
Ein Zauberflöten-Medley im »Funky-Shuffle«-Stil, das bekannte Thema der Kleinen Nachtmusik als »Bomba de la Noche« oder das Thema aus der g-Moll-Sinfonie Nr. 40, interpretiert in einer mitreißenden Mamboversion, waren nur einige Höhepunkte des zweistündigen Programms. Selbst für noch so gewagte geniale Improvisationen bildete Wolfgang Amadeus Mozarts umfangreiches Schaffen einen schier unerschöpflichen Fundus. Fern eines möglicherweise befürchteten Kulturschocks, gingen seine populären Klassikmotive unter den versierten Händen der renommierten Jazzmusiker mit kubanischen Tanzstilen wie Son, Salsa und Calypso eine erfrischende Symbiose ein.
Im Bann der unwiderstehlichen Bühnenshow - ein aufwendiges Lichtdesign unterstrich die intendierte Stimmung der einzelnen Stücke in faszinierender Weise - hielt es am Ende der Veranstaltung niemanden mehr auf seinem Sitzplatz. Nach einem humorvollen Percussion-Workshop, bei dem die Künstler das Taktgefühl der Zuhörer testeten, zog spätestens beim finalen Zugabenblock Partystimmung ein. Unter dem Applaus des Publikums erwiesen sich dabei einige unerschrockene Paare auf der improvisierten Tanzfläche vor der Bühne als passable Salsa-Tänzer.
»Mozart meets Cuba« - unter diesem Titel hatten Kilian und Tobias Forster, Tim Hahn, Alexis Herrera Estevez und Elio Rodriguez Luis bei ihrem Gastspiel in Bielefeld die Vorzüge europäischer und lateinamerikanischer Musikkultur eindrucksvoll vereint. Und sie überzeugten auch menschlich. Nach dem Konzert nutzten viele Besucher bei einer spontanen Autogrammstunde die Möglichkeit, mit den sympathischen Gewinnern des »Echo Klassik 2003« auf Tuchfühlung zu gehen.

Artikel vom 06.06.2005