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Neues Herz: Nico kann
wieder Fußball spielen

Todkranker Schüler bekam Organ eines Gleichaltrigen

Von Christian Althoff
Bad Oeynhausen (WB). In Nicos Brust schlägt seit drei Jahren ein neues Herz. »Ohne Organspende lebte unser Sohn nicht mehr«, sagt Claudia Rausch aus Pforzheim, die mit dem Elfjährigen in dieser Woche zur Routinekontrolle im NRW-Herzzentrum Bad Oeynhausen war.

Mit sieben Jahren hatte Nico einen leichten Schlaganfall erlitten. Ärzte fanden heraus, dass das Herz des Jungen kaum noch pumpte und sich deshalb ein Blutgerinnsel gebildet hatte. Warum das Herz immer schwächer wurde, ist ungeklärt. »Möglicherweise war eine Viruserkrankung die Ursache«, sagt Prof. Dr. Deniz Kececioglu, der Direktor der NRW- Kinderherzklinik in Oeynhausen. Es komme immer wieder vor, dass etwa ein Grippevirus unentdeckt im Körper bleibe und nach Jahren den Herzmuskel schädige.
Für Nico, der als Abwehrspieler in seiner Heimat bei der SV Dillweißenstein kickte, war Schluss mit dem geliebten Sport. »Ich konnte keine Treppe mehr hinauflaufen, ohne aus der Puste zu kommen«, erinnert sich der Fünftklässler.
Als sein Herz kaum noch arbeitete, kam Nico im Dezember 2002 auf die Warteliste für ein Spenderorgan. »Damals ging es unserem Sohn schon sehr schlecht. Wir haben um sein Leben gebangt«, erzählt die Mutter. »Monatelang haben wir fürchterliche Angst gehabt, denn was nutzen die besten Ärzte, wenn man kein Spenderorgan findet?«
Am 16. Juni 2003 erreichte endlich der erlösende Anruf aus dem NRW-Herzzentrum die Familie. Nico wurde nach Oeynhausen geflogen, das neue Organ in einer sechsstündigen OP transplantiert. »Wir hatten uns auch die Herzzentren in München und Berlin angesehen, aber nirgendwo fühlten wir uns so gut aufgehoben wie in Bad Oeynhausen«, erzählt die Mutter.
Der Organspender war, wie üblich, anonym geblieben. »Wir haben nur erfahren, dass es ein Junge in Nicos Alter war, der an einer Gehirnblutung gestorben war«, sagt Claudia Rausch. Über die »Deutsche Stiftung Organtransplantation« hätten sie und ihr Mann einen Brief an die Eltern des verstorbenen Jungen geschickt und sich für deren Entschluss bedankt, einer Organspende zuzustimmen. »Wenn wir Nico jetzt wieder auf dem Fußballplatz spielen sehen, müssen wir oft an die andere Familie denken, der wir dieses Glück zu verdanken haben«, erzählt die Mutter.
Eine Organspende - sie war für Familie Rausch nie ein Thema. »Bis Nicos Leben davon abhing«, sagt die Pforzheimerin. Heute gebe es niemanden mehr in ihrem Verwandtenkreis, der keinen Spenderausweis besitze.

Artikel vom 02.06.2006