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Als »schwarze
Venus« gefeiert

Josephine Baker vor 100 Jahren geboren

Von Gisela Ostwald
New York (dpa). »Das sensationellste Weib, das Menschenaugen je gesehen haben«, nannte Ernest Hemingway begeistert seine Landsmännin Josephine Baker. Die Tänzerin und Sängerin wurde für ihre wilde Art zu tanzen bekannt. Baker machte den Charleston zur Sensation und schockierte das europäische Publikum mit ihrer Sinnlichkeit. Morgen wäre sie 100 Jahre alt geworden.
Schockte und gefiel: Josephine Baker.

Josephine Baker war zu jener Zeit ein Skandal. Sie trug nichts weiter am Leib als einen goldenen Bananenschurz und Federbausch -Ê und wurde als schwarze Venus gefeiert. Allerdings hielt die Kirche während ihres Gastspiels 1928 in Wien Sondergottesdienste ab - »als Buße für schwere Verstöße gegen die Moral«. In Berlin wurde ihr als »Halbaffe« der Auftritt verboten, und im Schweizer St. Moritz bat man sie wegen ihrer afroamerikanischen Herkunft zum Dienstboteneingang.
Am 3. Juni 1906 als Tochter einer schwarzen Wäscherin und eines spanischen Kaufmanns in St. Louis geboren, lernte Josephine Baker schnell, mit der harten Umwelt fertig zu werden. Allen Vorbehalten zum Trotz galt sie schon damals als einer der bedeutendsten Showstars des 20. Jahrhunderts. Frankreich machte sie außerdem zu seiner Nationalheldin. Während des Zweiten Weltkrieges war sie zunächst beim Roten Kreuz tätig. Dann stieg sie im Widerstand auf. Dafür wurde ihr unter anderem der Orden der Ehrenlegion verliehen.
Als sie am 12. April 1975, von Krankheit gezeichnet, mit nur 68 Jahren starb, widmete Frankreich Josephine Baker ein Staatsbegräbnis. Zu ihren damaligen Bewunderern gehörten Pablo Picasso, die Sängerin Edith Piaf, der Komponist George Gershwin und der General Charles de Gaulle.
Dafür hatte sie in ihrem Privatleben wenig Glück. Baker heiratete drei Mal. Nach einer Fehlgeburt, die ihr verbot, selbst Kinder in die Welt zu setzen, adoptierte sie zwölf Waisen verschiedener Rassen und Religionen. Diesen »Regenbogen«-Kindern bot sie ein Zuhause in einem eigens dafür erworbenen Schloss in »Les Milandes«, einem Dorf in der Dordogne. Doch die Spenden für den Widerstand und ihr luxuriöser Lebensstil führten zum Bankrott. Am Ende sprang Fürst Rainier ein und stellte Baker in Monaco ein Haus zur Verfügung, in dem sie bis zu ihrem Tod im Juni 1975 lebte. 3sat zeigt heute um 20.15 Uhr das Porträt »Josephine Baker«.

Artikel vom 02.06.2006