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Schützenfest und Blasmusik

Der Ursprung einer Tradition


Sie gehört zum Schützenfest, wie die Tradition und die Geselligkeit. Die Blasmusik. Ein Schützenfest ohne Blasmusik ist wie eine Fußballweltmeisterschaft ohne Deutschland. Aber woher kommt sie eigentlich? Über den Ursprung der Musik weiß man nichts Präzises, aber da es kein Volk gibt und auch nie ein Volk ohne Musik gab, muss die Musik vor »hunderttausenden von Jahren« entstanden sein.
Solange es Menschen gibt, gibt es auch den Tanz und solange es den gibt, muss es auch eine Art von Musik gegeben haben. Im Mittelalter gab es Spielleute (Possenreißer, Gaukler, Bänkelsänger usw.), die von Stadt zu Stadt zogen. Man nannte sie Vagabunden, weil sie nicht sesshaft waren und somit zählten sie auch nicht zu ehrbaren Bürgern.
Die Eidleistung vor Gericht sowie die Übernahme eines Amtes wurde ihnen versagt. Da sie aber ehrbare Bürger sein wollten, mussten sie sesshaft werden und schlossen sich zu Bünden zusammen. So entstanden die verschiedensten Gruppen von streng organisierten Musikgemeinschaften
l Im höfischen Dienst die Zunft der »Trompeter und Pauker«
l Im städtischen Dienst die Zunft der »Türmer und Stadtpfeifer«
l Im soldatischen Dienst die »Trommler und Pfeifer«
Die erste Trompeterzunft wurde 1288 in Wien gegründet. Aus ihr entwickelten sich die heutigen Wiener Philharmoniker.
Viele weitere privilegierte Trompeterzünfte entstanden im 15. Jahrhundert. Damals war es nicht gestattet Trompete zu blasen, wenn man nicht Angehöriger einer Zunft war. Nur ehrbare Männer mit gutem Ruf wurden aufgenommen. Sie mussten eine strenge Ausbildung mit der Ablegung von Prüfungen absolvieren.
Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung gehörten sie als höfische Trompeter dem Offiziersstand an. Sie wurden ausgezeichnet mit Pferd, Straußenfeder und Degen. Gefangen genommene Trompeter im Krieg konnten nur gegen Offiziere ausgetauscht werden.
Die Kunst des Trompetespielens war eine der besten und angesehensten Künste, die nur bei Hofe ausgeübt werden durfte. Innungsmäßigen, zusammengeschlossenen »Stadtpfeifern« sowie bürgerlichen Schichten war die Ausübung dieser Kunst untersagt. Wurden sie dabei ertappt, mussten sie schwere Strafen zahlen.
Erst im 18. Jahrhundert durfte die Trompete auch von bürgerlichen Schichten gespielt werden. Um die Lehrlinge in der Trompeterkunst ausbilden zu dürfen, musste ein höfischer Trompeter sieben Jahre Berufserfahrung haben (dazu die Lehrzeit). Auch war den Lehrlingen sowie den Herolden das Mitspielen in anderen Musikkameradschaften - bei Ausschluss aus der Zunft - nicht erlaubt.
Der sogenannte Stadtmusikus leitete die Stadtpfeifer, die den bürgerlichen Musikbedarf stellten. Zinken, Schalmeien und Posaunen sowie die große Trommel zählten zu ihren Instrumenten. Das Abblasen vom Turm, das Mitwirken beim Gottesdienst, das Spielen der Tafelmusik bei Festlichkeiten, das Spielen der Trauermusik bei Begräbnissen sowie das Aufspielen zum Tanz bei bürgerlichen Anlässen gehörte zu den musikalischen Aktivitäten der Stadtpfeifer und Zinkenisten. Auch hatten sie das Recht Lehrlinge auszubilden.
Die Stadtpfeifer waren die Vorläufer der Stadtkapellen und Musikvereine. Im Jahre 1620 wurde der älteste Musikverein in St. Gallen gegründet. Viele Musikvereine, wie auch der Musikzug Bad Lippspringe, können heute zum Teil auf ein 100jähriges Bestehen zurückblicken.
Das Sonntagskonzert des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr Bad Lippspringe zum Oerlinghauser Schützenfest ist am Sonntag, 2. Juli, um 10.30 Uhr auf dem Rathausplatz.
Christian Landerbarthold(OSG)

Artikel vom 29.06.2006