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Kiefer verliert nur die Nerven, nicht das Spiel

Tennis: Fünfsatz-Krimi gegen Freikarten-Franzosen

Paris (dpa). Nicolas Kiefer hat sich nach einem dramatischen Marathon-Match in die dritte Runde der French Open gekämpft.

Der an Nummer 13 gesetzte Tennisprofi aus Hannover ließ sich gegen den Franzosen Marc Gicquel trotz einer 2:0-Satzführung durch drei lange Regenpausen völlig aus dem Konzept bringen, erkämpfte sich aber in einem Fünfsatz-Krimi noch einen 6:0, 6:1, 5:7, 3:6, 11:9-Erfolg. Damit steht er bei seiner zehnten French-Open-Teilnahme zum zweiten Mal in Runde drei. Dort trifft Kiefer am Freitag auf den Tschechen Tomas Berdych, der den Italiener Filippo Volandri besiegte.
Der mit einer Freikarte (wildcard) in das Grand-Slam-Turnier in Paris gestartete Lokalmatador hatte in den ersten beiden Sätzen nicht den Hauch einer Chance gegen den derzeit besten deutschen Tennisspieler. Doch nach der 30-minütigen Regenunterbrechung zu Beginn des dritten Satzes drehte der in der Weltrangliste auf Position 115 notierte gebürtige Tunesier auf und entschied den dritten Durchgang für sich.
Kiefer war zu dem Zeitpunkt völlig von der Rolle und haderte mit sich und den Zuschauern, die den Franzosen lautstark unterstützen. Auch mit einem Linienrichter legte sich der Holzmindener an, weil der ihn bei einem Schlag behindert haben soll.
Im vierten Satz mussten beim Stand von 3:4 aus Kiefers Sicht für etwas mehr als eine Stunde erneut die grünen Schutzplanen über Court 2 gezogen werden - wie auch beim Stand von 2:2 im fünften Durchgang. Erst jetzt fing sich der 28 Jahre alte Vize-Weltmeister wieder.
Im letzten Satz entwickelte sich dann eine völlig ausgeglichene Auseinandersetzung, in deren Verlauf Kiefer mehrmals bei Hechtsprüngen auf der roten Asche landete. Allein der letzte Durchgang dauerte fast zwei Stunden, ehe der Deutsche seinen sechsten Matchball verwandelte. Gegen den starken Berdych dürfte er es nach diesem Kraftakt jedoch schwer haben, den Achtelfinal-Einzug vom Vorjahr zu wiederholen.
Ausgeschieden ist Philipp Kohlschreiber. Der chancenlose Bamberger unterlag dem Spanier Juan Carlos Ferrero mit 2:6, 4:6, 2:6.
Eine Schrecksekunde aus deutscher Sicht gab es beim Doppel der Nordhornerin Anna-Lena Grönefeld mit Meghann Shaughnessy gegen Michaella Krajicek aus den Niederlanden und Agnes Szavay aus Ungarn. Am Anfang des dritten Satzes knallte die 20 Jahre alte Grönefeld beim Versuch, einen Ball zu erreichen, gegen die Platzbegrenzung aus Beton und musste lange behandelt werden. Mit dicken Pflastern auf beiden Knien und brummendem Schädel kam sie aber mit ihrer amerikanischen Doppelpartnerin noch zu einem 3:6, 6:1, 6:4-Erfolg.
Auch der Schweizer Weltranglistenerste Roger Federer steht nach einem 6:1, 6:4, 6:3 gegen den Kolumbianer Alejandro Falla in der Runde der letzten 32 wie Nikolaj Dawidenko. Der an Nummer sechs gesetzte Russe profitierte von der verletzungsbedingten Aufgabe des Brasilianers Flavio Saretta. Dagegen waren bereits am Vortag die gesetzten Amerikaner Andy Roddick und Robby Ginepri sowie Thomas Johannson aus Schweden gescheitert. Für den früheren Weltranglistenersten und Australian-Open-Sieger von 2005, Marat Safin, ist das Turnier ebenso beendet wie für die ebenfalls aus Russland stammende Weltranglisten-Dritte Nadja Petrowa.

Artikel vom 01.06.2006