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Kaum Zeit für Geburtstagsfeier

Gerhard Weber vollendet morgen sein 65. Lebensjahr -Êkein Gedanke an Rente

Von Bernhard Hertlein
Halle (WB). Jahrelang hat halb Ostwestfalen gefragt: »Wie macht er das nur?« Im Hintergrund schwang die Befürchtung: »Das kann doch nicht gut gehen!« Es ging gut. Mehr noch: Fast alles, was Gerhard Weber angefasst hat, läuft bis heute einfach blendend.
So war's 2005: Die Söhne Udo (l.) und Ralf Weber überreichten eine Geburtstagstorte.
Gerhard Weber und Ehefrau Charlotte bei einem festlichen Anlass in Halle.
An diesem Samstag feiert der Modezar und Tenniskönig aus dem westfälischen Halle auf Mallorca seinen 65. Geburtstag -Êim kleinen Familienkreis, wie er hervorhebt. Lange wird er sich dadurch nicht von der Arbeit abhalten lassen. Schon am Montag geht es zurück. Am Donnerstag findet in Halle die Hauptversammlung der Gerry Weber AG statt. Zwei Tage danach beginnt das Rasen-Tennisturnier Gerry Weber Open. Und am 30. Juni steht schon der nächste große Schritt bevor: An diesem Tag wird erstmals die neue Gerry-Weber-Herrenmode an den Handel ausgeliefert.
Kein Wunder, dass der Jubilar trotz des markanten Geburtstages an Rente überhaupt nicht denken mag: »So lange mir die Arbeit so viel Spaß macht wie jetzt, steht das überhaupt nicht an.« Und danach? »An qualifiziertem Personal, das unsere Arbeit weiterführen wird, besteht kein Mangel.«
Begonnen hat Weber - »nur Leute, die mich nicht gut kennen, nennen mich Gerry; für die anderen bin ich Gerd« -Ênach mittlerer Reife und Handelsschule als Lehrling für Textilkaufmann. Schon mit 23 Jahren eröffnete er sein erstes Geschäft für Damenmode. Mit 31 Jahren gründete er gemeinsam mit Udo Hardieck die Hatex KG und produzierte Damenhosen. Zwei Jahre später wurde das Programm bereits um Damenröcke erweitert.
Der Markenname »Gerry Weber« entstand 1986. Ein Werbevertrag mit Steffi Graf sorgte sogleich für bundesweite Publicity. Im April 1989 folgte mit »Taifun« die zweite, etwas jugendlichere Modemarke. »Meine wichtigste unternehmerische Entscheidung«, der Gang an die Börse, wurde ein halbes Jahr in die Tat umgesetzt.
Die »schwierigste unternehmerische Entscheidung« liegt noch nicht sehr lange zurück: Mit »Yomanis« und »Court one« musste Weber angesichts der anhaltenden Stagnation im deutschen Modemarkt zwei Marken wieder schließen. Heute setzen die Haller noch auf drei Hauptmarken: »Gerry Weber«, »Taifun« und »Samoon«.
Als wäre die sagenhafte Entwicklung des Modeunternehmens noch nicht genug, begann der passionierte Tennis- und Golfspieler 1992 außerdem mit dem Bau eines Aufsehen erregenden Stadions in Halle. Ein Jahr später wurden dort erstmals die Gerry Weber Open ausgetragen. Der Bekanntheitsgrad, den die Marke dadurch erreichte, erleichterte 1999 den Start der neuen Modehaus-Kette »House of Gerry Weber«. Vom Prototyp in der Altstadt von Bielefeld gab es alsbald immer mehr Ableger. Zu den prominentesten gehört das HOGW im Berliner Café Kranzler. Auch in London »shoppen« die modebewussten Britinnen heute gern bei Gerry. Paris steht noch auf der Wunschliste, ebenwo wie - irgendwann einmal -ÊNew York: »Am liebsten in der Madison Avenue.«
Gerhard Weber ist verheiratet und hat zwei Zwillingssöhne. Ralf Weber zeichnet heute hauptsächlich für das Stadion und das Sportpark-Hotel in Halle verantwortlich. Udo Weber sorgt in der Gerry Weber AG unter anderem dafür, dass die eigenen Verkaufsstätten weiter expandieren.

Artikel vom 02.06.2006