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Wo der Studi-Nachwuchs bleibt

Von Laura-Lena Förster
In der Kindertagesstätte am Voltmannshof und der Uni-Kita ist irgendwie jeder jung. Jünger als die Menschen, die sich sonst in solchen Einrichtungen aufhalten. Die Mütter haben die 30 noch nicht erreicht, die Kinder warten manchmal noch auf ihren ersten Geburtstag. Und die Erzieherinnen wirken sowieso nicht alt: Das junge Klientel hält sie auf Trab.

Die beiden Kindertagesstätten des Studentenwerks sind aus zwei Gründen anders als die der meisten anderen Träger. Erstens nehmen sie - in der Regel - nur Kinder von Studenten auf. Und zweitens nehmen sie sie sehr früh auf, schon im Alter von vier Monaten. Bleiben dürfen die Kinder bis zum Schuleintritt.
»In Bielefeld gibt es 10 565 Kindergartenplätze. Nur 346 sind für Kinder unter drei Jahren eingerichtet. Davon unterhält allein das Studentenwerk 135«, sagt Barbara Budde-Brand (49), Leiterin der Uni-Kita. Dass die Kinder von Uni- und FH-Studenten bei diesen 53 Plätzen Vorrang haben, hängt mit der Finanzierung zusammen. Jeder Student, ob mit Nachwuchs oder ohne, bezahlt mit einem Anteil seines Sozialbeitrags (auch Semesterbeitrag) die Kindertagesstätten des Studentenwerkes mit.
Die Solidarität zwischen den Studenten ist eine Maßnahme, um den jungen Eltern eine Fortsetzung ihres Studiums zu ermöglichen. Die Öffnungszeiten in den Kindertagesstätten sind eine weitere. Zwischen 7.30 und 9.30 Uhr können die Kinder gebracht werden. Die erste Abholzeit ist mittags von 14 bis 14.30 Uhr, die zweite nachmittags von 15.30 bis 16.45 Uhr. Nach den kommenden Sommerferien gelten diese Zeiten auch freitags, als Anpassung an Bachelor und Master. »Wir erkundigen uns immer wieder bei den Eltern, ob die Öffnungszeiten mit den Studienanforderungen vereinbar sind«, sagt Barbara Budde-Brand. »Wünscht die Mehrheit eine Änderung, können wir meist reagieren, beispielsweise freitags statt um 14 um 17 Uhr schließen.«
Flexible Öffnungszeiten, Uni und FH nur einen Katzensprung entfernt - kein Wunder, dass sich viele Studenten um einen Platz bemühen. Manche gar, bevor das Kind überhaupt auf der Welt ist. »Mich rufen Frauen an, die erst im dritten Monat schwanger sind«, sagt Barbara Budde-Brand. Wohl wissend: Die Wartezeiten sind lang, zwischen einem und eineinhalb Jahren. »Durchschnittlich stehen 120 Kinder auf unserer Warteliste«, sagt sie. Gleich nebenan am Voltmannshof ist es nicht anders.
Überhaupt unterscheiden sich die beiden Kindertagesstätten kaum voneinander. Das pädagogische Konzept ist gleich, beide achten auf eine altersgerechte Entwicklung in so genannten kleinen, altersgemischten Gruppen. Das heißt: In einer Gruppe, die aus 15 Kindern besteht, dürfen bis zu sieben unter drei Jahren sein. Beide legen Wert darauf, dass die Kinder sich wohl und sicher fühlen. Das hört sich selbstverständlich an, ist bei Babys, die noch nicht einmal ein halbes Jahr alt sind, aber doch speziell organisiert. Sanft sollen die Kleinen eingewöhnt werden. Deshalb bleiben Mama oder Papa die ersten Tage noch stundenweise mit in der Gruppe und holen ihr Kind schon um 12.30 Uhr ab. Eine Erzieherin bietet sich vorsichtig, aber kontinuierlich als Bezugsperson an, die Abholzeit wird nach einigen Wochen auf 14 Uhr ausgedehnt. Der Lieblingsschnuller, ein Kuscheltier oder die Spieluhr von Zuhause helfen den Kleinen in der Eingewöhnungsphase. Nach zwei bis vier Wochen, so die Erfahrungswerte, sollte diese überstanden sein.
l Weitere Informationen zum Thema gibt es bei Wilhelma Thiel-Freitag (Kita am Voltmannshof, Telefon 05 21 / 1 64 06 06) und Barbara Budde-Brand (Uni-Kita, Telefon 05 21 / 1 06 96 52).

Artikel vom 13.06.2006