01.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Märchen und Mythen
in der modernen Kunst

Zeitgenössische Werke aus Litauen im BBK-Atelier

Von Uta Jostwerner (Text und Foto)
Bielefeld (WB). Globales Denken hat im Bundesverband Bildender Künstler (BBK) Ostwestfalen-Lippe eine lange Tradition. Aktuell ist es Vorstandsmitglied Gerhard Spilgies, dessen Kontaktpflege zu litauischen Künstlern sich jetzt in einer beeindruckenden Ausstellung mit zeitgenössischer litauischer Kunst niederschlägt.

Gleichwohl geht die Ausstellung im BBK-Atelier in der Ravensberger Spinnerei auf eine Initiative des BBK und des Kulturamts zurück. Den Rahmen bildet das internationale Kulturprojekt des Landes NRW mit dem Namen »scene: estland, lettland, litauen«.
Die ausgestellten Werke zeugen von hohem künstlerisch-handwerklichem Niveau. Das Spektrum reicht von Malerei über Grafik und Plastik bis hin zur Videoanimation. Erstaunlich hoch ist der Anteil an figürlich abbildender Kunst. In starkem Maße werden die kulturelle Tradition des Landes, seine Mythen und Märchen reflektiert.
In den Aquarellen von Voldemaras Barakauskas fließen Realität und Imagination ineinander. Das konkrete Motiv -Ê ein fliegender Fisch oder bellender Hund -Ê dient nurmehr zur Erzeugung einer spezifisch mythischen Atmosphäre, ansonsten erhalten Farben und Farbnuancen eine eigenständige Qualität, die nicht von ungefähr an Fresken erinnert: Der Künstler zeichnet für die Freskengestaltung der Kirche in Balingen-Edingen verantwortlich.
Altmeisterlich im Stile der Renaissance bannt Ricardas Garbaciauskas seine Menschendarstellungen aufs Leinen, baut aber Irritationen wie Balken ein, die die Körper oder Körperteile transparent überziehen. Andere Gemälde zeigen dekorative Muster, wie sie in Wandmalereien und Mosaiken üblich sind. Diese jedoch scheinen in sich verrutscht zu sein. Garbaciauskas ist Prodekan der Kunstfakultät der Universität Siauliai.
Vaidotas Janulis, Professor des Zeichnenlehrstuhls der Universität Siauliai, widmet sich der Grafik. Seine Siebdrucke zeigen sagenumwobene Fantasiefiguren, nehmen aber auch zu ökologischen Themen kritisch Stellung.
Albinas Kavaliauskas ist Direktor der Abteilung Angewandte Kunst sowie Lederdesigner. Von ihm sind praktisch-dekorative Designobjekte aus Leder zu sehen.
Die jüngste im Bunde ist Simona Petrauskaite (35). Von ihr sind zwei expressive, monochrome Gemälde in Blau und Rot zu sehen sowie surrealistisch anmutende Malerei und eine Zeichentrickanimation.
Sigitas Prancuitis bedient sich allgemeingültiger Symbole und Bilder, um sie abstrakt oder nur angedeutet in seine vielschichtig angelegten Gemälde einzubauen.
Die Ausstellung läuft bis zum 18. Juni.

Artikel vom 01.06.2006