31.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Not der Opfer
wächst stetig

Mehr als 5400 Erdbebentote auf Java

Yogyakarta (dpa). Im Katastrophengebiet auf Java kämpfen die Retter im Wettlauf mit der Zeit gegen die wachsende Not der Erdbebenopfer. Nur mit Mühe können sie entlegene Regionen erreichen.

Angesichts von schätzungsweise 200 000 Obdachlosen wird auf der indonesischen Insel der Ausbruch von Krankheiten befürchtet. Drei Tage nach dem Beben hatten Einsatzkräfte kaum mehr Hoffnung, unter den Trümmern noch Überlebende zu finden. Unterdessen kletterte die Zahl der Toten weiter: Nach Angaben des indonesischen Sozialministeriums kamen bei dem Erdstoß der Stärke 6,2 mehr als 5400 Menschen ums Leben.
»Viele Patienten mit komplizierten Brüchen und Kopfverletzungen müssten dringend operiert werden, aber es fehlt an Personal und Geräten«, sagte der deutsche Helfer Bernd Baucks in Yogyakarta. Auf dem Flughafen der Stadt auf Java landeten zwar erneut Maschinen mit Hilfsgütern. Überlebende in abgelegenen Regionen des Erdbebengebiets klagten jedoch, dass Nahrungsmittel sie nur schleppend erreichten. Hilfsorganisationen räumten ein, dass nach starken Regenfällen einige Gegenden wegen aufgeweichter Straßen schwer mit Fahrzeugen zu erreichen seien.
Zehntausende Menschen hatten zuvor die dritte Nacht in Folge trotz Regens im Freien verbracht, weil sie ihr Dach über dem Kopf verloren oder Angst vor neuen Erdstößen haben.
Auch bei der medizinischen Versorgung der Menschen gab es noch Probleme. »Unsere besondere Sorge gilt den Menschen in entlegenen Regionen, zu denen der Zugang noch immer schwierig ist«, sagte Bernd Baucks, Projektkoordinator der Diakonie-Katastrophenhilfe. Vor allem in der Stadt Imagiri südöstlich von Bantul seien zahlreiche Verwundete nicht ausreichend versorgt. »Wir brauchen dringend mehr Medikamente und Verbandsmaterial«, sagte Baucks.
Angesichts des Heeres von Obdachlosen sind die hygienischen Verhältnisse schwierig. Die Menschen seien äußerst anfällig für Epidemien, sagte ein Sprecher der Weltgesundheitsorganisation WHO. Entscheidend sei die ständige Überwachung und eine schnelle Reaktion, sollten Krankheiten ausbrechen. Einsatzkräfte warnten davor, dass noch nicht begrabene Leichen ein Gesundheitsrisiko darstellten. Es müsse verhindert werden, dass die Menschen verschmutztes Wasser trinken.
Im Erdbebengebiet auf Java bereitete den Menschen zudem der nahe Vulkan Merapi weiter Sorge, der seit Wochen brodelt. Gestern stieß der Berg mindestens zehn große Wolken heißer Asche aus. Aus dem Krater fließe Lava in 120 Strömen kilometerweit die Abhänge des knapp 3000 Meter hohen Vulkans hinunter. Ein Zusammenhang mit dem Erdbeben vom Samstag schließen Experten nicht aus.

Artikel vom 31.05.2006