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Die aidskranken Kinder werden »dramatisch vernachlässigt«

Medikamente nur für eines von 20 - Vor 25 Jahren erste HIV-Diagnose

Köln (WB). Aids-Kinder haben keine Chance: Nur jedes zwanzigste infizierte Kind, beklagt Unicef, erhält die Medikamente, die es benötigt.Dem Tode geweiht: Ein aidskrankes Kind wird von der Mutter in Durban/Südafrika zur Behandlung gebracht. Es gibt kaum wirkliche Hilfe.

Vor dem heite beginnenden Aids-Gipfel der Vereinten Nationen in New York kritisiert Unicef, dass Kinder beim Kampf gegen die Epidemie eklatant benachteiligt werden. Betroffene Kinder werden absolut schlechter versorgt als Erwachsene. Es gibt kaum kindgerechte Arzneien und geeignete Schnelltests für Säuglinge.
Bis heute sind aidskranke Kinder auf übel schmeckende Sirups oder zerstoßene Tabletten für Erwachsene angewiesen, weil die Forschung an Präparaten für Kinder für die Pharmaindustrie nur wenig Gewinn verspricht.
Von weltweit 660 000 infizierten Kindern, die dringend Viren hemmende Medikamente brauchen, bekommen nur 20 000 bis 30 000 Hilfe. Selbst preisgünstige Antibiotika, die nur wenige Cent pro Tag kosten und lebensgefährliche Infektionen verhindern können, bleiben den meisten betroffenen Kindern vorenthalten. Dies geht aus der neuen Untersuchung »Leben retten: Das Recht der Kinder auf HIV- und Aids-Behandlung« hervor, die Unicef in Köln vorlegte.
Genau 25 Jahre nach der ersten Aids-Diagnose ruft Unicef dringend dazu auf, endlich mehr für die betroffenen Kinder zu tun. »Kinder werden beim Kampf gegen AIDS übersehen«, sagte Direktorin Ann Veneman. »Millionen von Kindern haben ihre Eltern, ihre Lehrer, ihre Hoffnung verloren. Diese Kinder dürfen nicht in Vergessenheit geraten.«
Weltweit sind 2,3 Millionen Kinder mit HIV infiziert, jeden Tag kommen 2000 hinzu. Jede Minute stirbt ein Kind an Aids. Im Jahr 2005 fielen 570 000 Kinder der Krankheit zum Opfer. Obwohl nur 14 Prozent der weltweit mit HIV Infizierten unter 15 Jahre alt sind, macht diese Altersgruppe 18 Prozent der Aids-Todesfälle aus.
15 Millionen Kinder hat AIDS weltweit zu Waisen gemacht hat - so viele Kinder wie in ganz Deutschland leben. Am häufigsten trifft die Epidemie die Kinder in Afrika südlich der Sahara. Dort leben 90 Prozent aller mit HIV infizierten Kinder - mit den weltweit schlechtesten Aussichten auf medizinische Behandlung.
Mit der internationalen Kampagne »Du und ich gegen Aids« wirbt Unicef für mehr Unterstützung. In Deutschland haben 300 000 Bürger die Forderungen unterschrieben: Medikamente für Kinder entwickeln, Preise senken. Entwicklungshilfe aufstocken.
www.unicef.de/aids

Artikel vom 31.05.2006