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Wer pilgern will, der
folge dem runden Leder

Bielefeld Anfangs- und Endpunkt der »Fußball-Route«

Bielefeld (WB/mzh). Als die Römer frech geworden, zogen sie durch den Teuto zur Weser, dann schickte Karl der Große seine Krieger und Missionare vorbei, gefolgt von den »Pfeffersäcken« der Hanse. Jetzt kommt das runde Leder angerollt: Bielefeld bildet seit gestern Anfangs- und Endpunkt der »Deutschen Fußball-Route«.

Die 550 Kilometer lange touristische Route (DFR) verbindet 15 NRW-Städte, die einen Traditionsverein beherbergen, von der Alemannia in Aachen bis zum heimischen DSC Arminia. Innerhalb der 15 Städte lassen sich je elf themenbezogene Punkte, die mit Info-Tafeln markiert sind, erwandern oder erradeln.
Stichwort Fahrrad: Anlässlich der Enthüllung der Tafel auf der Sparrenburg kündigte Oberbürgermeister Eberhard David gestern an, er werde irgendwann die DFR »abstrampeln«. DSC-Präsident Hans-Hermann Schwick versprach, die ersten 200 Meter mitzufahren. »Ich kenne aber Präsidiumsmitglieder, die schon für die komplette Route trainieren.«
Und das sind sie, die Bielefelder Fußballstätten: Schüco-Arena, Gaststätte »Tinneff« (ehemals Umkleidekabine und Dusche), Sparrenburg, Rathaus, Theater am Alten Markt, Kesselbrink, Stadthalle, Hauptbahnhof, Seidensticker-Halle, das Stadion Rußheide und das DSC-Trainingsgelände an der Friedrich-Hagemann-Straße. An allen elf Orten stillen Heldengedenkens werden Tafeln aufgestellt, die den nicht immer sofort erkennbaren Bezug der Lokalität zum Fußball beleuchten.
Derzeit existiert nur ein Faltblatt mit den Bielefelder Anlaufpunkten. Im November soll ein detaillierter Stadtführer im Buchhandel erhältlich sein.
OB David versicherte, viele »weiche Standortfaktoren« sprächen für Bielefeld: »Die Einbindung in die ÝFußball-RouteÜ zeigt, dass die Stadt eine Menge zu bieten hat.« Manfred Knipping vom Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverband (der WFLV hat die Route »erfunden«) sprach von einem »erlauchten Kreis« der Städte: »Die Verbindung von Fußball, Tourismus und Kultur ist weltweit ohne Parallele.«
Auf der DFR sollen künftig Pauschalreisende und Schüler unterwegs sein; man will den Sport mit klassischen Unterrichtsfächern verknüpfen. Eine Studie der Fachhochschule Gelsenkirchen habe erbracht, dass die Städte von den zu erwartenden Touristenströmen profitieren.
Wer die komplette »Deutsche Fußball-Route« zurücklegen will, startet in Aachen (oder eben in Bielefeld). Von dort geht's über Köln nach Leverkusen, Mönchengladbach, Krefeld, Düsseldorf und weiter über Wuppertal, Duisburg, Oberhausen, Essen, Gelsenkirchen, Bochum, Dortmund und Münster bis Bielefeld (oder umgekehrt).
Der Fußball trägt protoreligiöse Züge: Entlang der Fußball-Route sind offizielle »Pilgerpässe« zu erwerben, in denen sich die Jünger Ballacks und Beckhams per Stempel und Unterschrift bestätigen lassen können, welche Station(en) sie angesteuert haben. Wer in allen 15 Städten sein Haupt in Demut vor den Heroen der Rasenfläche geneigt hat, schaut zwar nicht das Himmelreich, kriegt aber vom WFLV einen attraktiven Preis.

Artikel vom 01.06.2006