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Silizium-Mangel engt Wachstum ein

Schüco will Solar-Umsatz 2006 trotzdem um 30 Prozent steigern -ÊBelebung auch am Bau

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Die Schüco International KG verschiebt die bisherigen Grenzen ihres Wachstums. Nach Auskunft des geschäftsführenden und persönlich haftenden Gesellschafters Dirk U. Hindrichs gelang es den Bielefeldern, sich einen größeren Nachschub am Grundstoff Silizium zu sichern.

Die derzeit weltweit geförderten 32 800 Tonnen Silizium werden je zur Hälfte von der Photovoltaik-Industrie und den Herstellern der Computer-Chips nachgefragt. Bis 2008 sollen weitere 10 000 Tonnen hinzukommen. Trotzdem bleibe die Versorgung, sagt Hindrichs, auch danach angespannt.
Im vergangenen Jahr hat Schüco seinen Umsatz im Geschäftsbereich Solar um 22 Prozent auf 250 Millionen Euro gesteigert. Ohne das Nachschubproblem bei Silizium wären es schon 2005 mehr gewesen. Nun, nach Abschluss neuer Verträge, erwartet Hindrichs ein Plus von mindestens 30 Prozent. Dabei könnte die jüngste Entscheidung der französischen Regierung, die Einspeisevergütung für Solarstrom deutlich zu erhöhen, erneut zu Lieferengpässen führen.
Zuletzt hat vor allem der Standort Deutschland vom überproportional starken Wachstum der Solarenergie profitiert. Damit wurde die seit zehn Jahren rückläufige Nachfrage nach Fenstern einigermaßen ausgeglichen. »Seit November 2005 aber zieht auch der deutsche Baumarkt spürbar an«, erklärte Hindrichs. Zusätzlich sollen neue Geschäftsfelder wie Erdwärme-Pumpen und neue Techniken wie der Einsatz von Solarenergie für Klimaanlagen den Umsatz ankurbeln.
Auch das Ausland wird 2006 zum erneuten Wachstum beitragen. In Peking wird Schüco noch im zweiten Halbjahr eine Produktion für den chinesischen Markt aufnehmen. Bisher erzielen die Bielefelder hier etwa 20 Millionen Euro Umsatz. Auf demnächst 70 bis 80 Millionen Euro schätzt Hindrichs das Umsatzpotenzial auf der Arabischen Halbinsel. Im vergangenen Jahr schloss Schüco hier ein Joint venture mit seinem langjährigen Lizenzpartner Alico.
China ist mit seinem Rohstoff- und Energiehunger verantwortlich, dass sich neben Silizium auch Erdöl und Aluminium deutlich verteuert haben. Ein großer Teil der Erhöhungen wurde an die Kunden weiter gegeben. Das Preisniveau liegt heute um 17 Prozent über Vorjahresniveau.
Wie geplant, werden sich die Bielefelder zum 1. Juli 2006 von ihren Fertigelemente-Werken in Leopoldshöhe bei Bielefeld und in Großkugel bei Leipzig trennen. Verkauft wird jedoch nicht an die bisher genannte Hilzinger-Gruppe. Wie Hindrichs gestern erläuterte, löste die Bekanntgabe der Verkaufsabsicht einen regelrechten Bieterboom aus. Aus ihm sei ein langjähriger Partner Schücos, das vor 75 Jahren gegründete schwäbische Familienunternehmen Schweiker, als Sieger hervorgegangen. Diese Firma produziere bereits erfolgreich Rollläden, Rolltore, Vordächer sowie Fenster und Türen aus Kunststoff bzw. Aluminium. Schweiker übernehme alle 430 Mitarbeiter, davon 285 in Leopoldshöhe, einschließlich bisher erworbener Kündigungsschutz-Rechte. »Trotz Inhaberwechsels bleiben Produkte, Produktion und Vertrieb erhalten«, sagte Hindrichs. Die beiden Werke würden künftig unter dem Namen »Be Bau-Elemente« fortgeführt. Mit der Abgabe der Kunststofffenster-Fertigung trete Schüco nicht mehr in Konkurrenz zu seinen eigenen Kunden. Der Geschäftsbereich habe drei Prozent zum Gesamtumsatz beigesteuert.
Im Geschäftsbereich Kunststoff hat Schüco Unternehmensbereiche am Standort Weißenfels zusammengeführt. Damit wurden etwa 50 Arbeitsplätze von Bielefeld nach Sachsen-Anhalt verlagert.

Artikel vom 31.05.2006