31.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Finsteres Sippen-Spiel
um Omas Millionen

Matthias Brandt als Pfarrer in schwarzer Komödie

ARD, 20.15 Uhr: Im Wort »Familienbande« steckt ein gewisser Hintersinn. Das könnte durchaus Motto des Films sein. »Leo« ist ein Stück pralles Leben«, dort allerdings, wo es am schwärzesten ist.

Dabei fängt alles so friedlich an. Auf einem idyllischen Bauernhof lebt Oma Christa (Christa Berndl) und wacht übers Federvieh und Enkel Paul, während sich dessen Mutter lieber in Ruanda auf die Spur der schwarzen Berggorillas setzt. Dann stirbt Oma ganz plötzlich und hinterlässt ein Testament: Der nicht eben blühende Bauernhof, der aber als Baugrund für einen geplanten Flugplatz Millionen wert ist, soll in den Besitz des braven Ortspfarrers Leo (Matthias Brandt) übergehen, der einen Indianerstamm in Südamerika vorm Aussterben bewahren will.
Schon eilt die aufgebrachte Sippe zusammen, notfalls zum Mord an Leo entschlossen. Doch dann steht ein überraschender, sehr märchenhafter Schluss am Ende der Geschichte. »Dieses Ende wird viele versöhnen, denen das Ganze vielleicht etwas weit geht«, sagt Silvia Koller, zuständige Redakteurin vom Bayerischen Rundfunk, die keine Proteste fürchtet. Auch nicht gegen eine Szene, die an Christi Kreuzigung erinnert, auch nicht gegen eine leichte Persiflierung des Wiederauferstehungsgedankens. Im übrigen setzt sie auf die hohe Qualität des unter Regisseurin Vivian Naefe zusammengekommenen Ensembles, darunter Gisela Schneeberger, August Zirner und der diesmal sehr anders eingesetzte Elmar Wepper.
Schon ein solches Ensemble macht den auf den ersten Blick hin kleinen Film aufwendiger, als es den Anschein hat. Und auch die Aufnahmen waren keineswegs billig: Eigens ein leer stehender Bauernhof musste aufgetrieben und ausgebaut werden. Dort treibt dann die Sippe Dargatz ihr finsteres Spiel, aber nicht im Sinn angelsächsisch schwarzen Humors: »Nein, wir sind nicht so sophisticated, sondern uriger, derber, eben bayerisch«, sagt Koller. Und schon der eher schlichte Titel lässt auch nicht von Ferne an »Ladykillers« oder »Arsen und Spitzenhäubchen« denken.
»Leo« als Titel sei nicht ideal, »es gab Bedenken«, räumt Koller ein. »Aber es war der Arbeitstitel, es fiel uns kein besserer ein. Also haben wir es dabei belassen.«

Artikel vom 31.05.2006