30.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Piening macht's einfach

Ausbilden ohne Büro-Aufwand - weniger Lehrgeld

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Weniger Geld, geringerer bürokratischer Aufwand: Ein neuer Verbund erleichtert es Unternehmen in Ostwestfalen-Lippe, Langzeit-Bewerbern einen Ausbildungsplatz zur Verfügung zu stellen.
Holger Piening startet ein Projekt für Lehrstellen.

Den Anstoß zu »ReAktivA«, einem nach Angaben der Organisatoren in der Bundesrepublik bisher einmaligen Modellprojekt, gab der Bielefelder Zeitarbeitsunternehmer Holger Piening. Aufgrund seiner Struktur als Personal-Dienstleister zählte er bislang nur sieben Ausbildungsplätze. Nun will er in drei Jahren bei der Geburt von 150 Lehrstellen stehen.
Dabei tritt Piening nicht nur als Werber auf, sondern übernimmt auch die Verwaltungsarbeit für die Ausbildungsfirmen. Neben der Arbeitsersparnis sowie der Hilfe der Beratungsfirma Creos bei der Personalauswahl haben die Firmen zudem den Vorteil, dass für Lehrstellen bei Zeitarbeitsfirmen nicht die sonst üblichen Tarif-Vergütungen zu zahlen sind. Ob Lagerist oder Mediengestalter erhalten die Lehrlinge im ersten Jahr einen einheitlichen Betrag von monatlich 350, im zweiten 380, im dritten 430 und im vierten gegebenenfalls von 460 Euro. Bedingung ist, dass die Unternehmen die Ausbildungsplätze zusätzlich schaffen. Dann zahlen sie im ersten Jahr nichts, im zweiten monatlich 100, im dritten und vierten 250 Euro für den Verwaltungsaufwand. Mitfinanziert wird das Projekt von der EU, Arge und den Agenturen für Arbeit. Gestern wurde der erste Lehrvertrag für die Lemgoer Werbeagentur Siekmann mit der Auszubildenden Jennifer Nattermann unterzeichnet.
Herbert Sommer, Präsident der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen, lobte die Initiative. In OWL herrsche aufgrund geburtenstarker Jahrgäng »Ausnahmezustand«. Dr. Hannes Frank, Präsident der IHK Lippe, stellte sich hinter die Forderung von Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) nach Senkung der tariflichen Ausbildungsvergütungen.
Trotz der schwierigen Lage gibt es in einigen Branchen -Ê Handel, Gastronomie, teilweise Metallbranche - auch noch unbesetzte Lehrstellen. Die Betonung liegt auf »noch«: Auch für diese Plätze liegen nach Angaben der Agenturen für Arbeit bereits mehrere Bewerbungen vor.

Artikel vom 30.05.2006