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Drei Generationen
unter einem Dach

Galerie Baal zeigt chilenische Kunst der Gegenwart

Von Uta Jostwerner
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Einblicke in die chilenische Kunst der Gegenwart gewährt derzeit die Galerie Baal. Galerist Bernd Schlipköther hat fünf Künstler aus drei Generationen unter seinem Dach auf dem Dürkopp-Gelände »Tor 6« versammelt.

Mit 70 Jahren ist Pedro Millar der Älteste; der jüngste Künstler, Luis Zapata, zählt 29 Jahre. Die mittlere Generation ist durch Ivan Diaz-Lavin, Pilar Hernandez und German Araos vertreten. Neben ihrer chilenischen Herkunft verbindet sie auch ihre Ausbildung, die sie an der Kunstakademie in Concepción bei Pedro Millar absolvierten.
Von Millar, der in der Diktatur seinen Lehrstuhl verlor und sich schließlich von der politisch inspirierten Kunst löste, um sich rein ästhetischen Gesichtspunkten der Kunst zu widmen, ist in der Ausstellung eine Media Installation zum Thema »Schönheit in der antiken Philosophie« zu sehen.
Ivan Diaz Lavin lebt und arbeitet seit mehr als zehn Jahren als freischaffender Künstler und Dozent für internationale Kunstprojekte abwechselnd in Bielefeld und Chile. Seine Zeichnungen sind vom Zusammenwirken von Individuum, Politik, Kultur und Gesellschaft geprägt. Comic-haft greifen seine in den 80er Jahren in Chile entstandenen Zeichnungen soziale Unruhen und politische Unterdrückung auf. Auf farbigen Monotypien stellt er Charaktere wie den Schwätzer und den Redner dar. Nach dem Prinzip der Qumran-Rollen fertigte Lavin eine 100 Meter lange tagebuchartige Zeichnung an, die in beide Richtungen ab- und aufgerollt werden kann.
Pilar Hernández ist die einzige Frau unter den hier präsentierten Künstlern. Sie zeigt von der Natur inspirierte Druckgrafiken und Zeichnungen unter dem Titel »Races« (Wurzeln). Germán Araos geht in seiner Kunst von der materialgebundenen Bildfindung aus. Er verarbeitet Farbe und Strukturmasse zu eigenen bildhaften Botschaften. Luis Zapatas Kunst scheint in Farbgebung und Aufbau von Kandinsky beeinflusst zu sein. In seinen abstrakten Bildern spiegelt er seinen persönlichen Blick auf Zivilisationszustände wider.
Die Ausstellung endet am Donnerstag, 1. Juni, mit einem Künstlergespräch und mit einer Auktion der Bilder. Um 19 Uhr referiert Ivan Diaz-Lavin darüber, wie sich die politische, kulturelle und gesellschaftliche Entwicklung Chiles in den vergangenen 30 Jahren auf die bildende Kunst und die Künstler Chiles ausgewirkt haben.
Die Ausstellung ist noch heute und am morgigen Mittwoch, jeweils von 15 bis 18 Uhr, zu sehen.

Artikel vom 30.05.2006